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Führerbunker - oder nur die Kantine?

■ Alte Karten weisen darauf hin, daß Hitlers letzte Kommandozentrale offenbar längst unter einem Teich für immer begraben ist

Ein Hügel ist zu sehen, unterirdische Räume wurden betreten

-es wird über den „Führerbunker“ diskutiert. Doch die Diskussionsgrundlage - und dies ist hier wörtlich zu nehmen

-des gerade wiederentdeckten Objekts am Potsdamer Platz, des auf dem bisherigen Todesstreifen gelegenen grünen Hügels, ist bisher noch ungeklärt. Vielmehr werden auch hier - ähnlich wie schon bei der vermeintlich umgedrehten Quadriga - Legenden gebildet, wenn nun bei dem, was sich unter dem Hügel verbirgt, pauschal vom „Führerbunker“ gesprochen wird.

Und obwohl vielen klar ist, daß hier gar nicht der eigentliche „Führerbunker“ liegt, hat dies bisher niemand offiziell festgestellt. Offenbar hat auch noch niemand die historischen und aktuellen Grundrißplänen des Gebietes zwischen Ebert- , Voß- und Otto-Grotewohl-Straße übereinandergelegt. Dabei kann so deutlich gezeigt werden, wie die weitläufigen Bunkeranlagen unter der Neuen Reichskanzlei - die sich immerhin unter einem Areal von etwa 200 mal 400 Metern erstreckten - tatsächlich verliefen, und welche Teile heute noch erhalten sind und welche offensichtlich nicht mehr existieren.

Schließlich hatte die siegreiche Sowjetarmee nach dem Krieg angefangen zu sprengen und dabei schon Teile der Anlage zerstört. Die Wohnungsbauplanung der DDR-Regierung tat ein übriges: Vor Baubeginn einer Plattensiedlung 1988 wurden wieder Teile gesprengt - achtstöckige Kartenhäuser brauchen schließlich festen Boden unter den Füßen.

Allem Anschein nach verschwand dabei der wichtigste Teil des Bunkers. Über dem eigentlichen „Führerbunker“ mit den Privat- und Arbeitsräumen Adolf Hitlers, der eigentlichen Schaltzentrale der Nazibonzen, wartet seit einiger Zeit eine Sandgrube darauf, als zukünftiger Teich mitsamt Uferpergola den sozialistischen Wohnwert der begehrten Komfortmehrraumwohnungen vermehren zu dürfen.

Der jetzt in die Diskussion gebrachte Hügel ist ungefähr 180 Meter Luftlinie von diesem Teil der Geschichtsentsorgungswohnanlage entfernt. Unter dem Hügel befinden sich - dies ergibt sich, wenn man alte und neue Pläne übereinander legt - Personalkantine und Unterkünfte sowie Waschräume des technischen Personals.

Neben diesem überhügelten Trakt in der Mitte und dem offensichtlich zerstörten östlichen Teil bestand die hufeisenförmige Bunkeranlage noch aus einem westlichen Flügel. Dieser heute direkt unter dem ehemaligen Todesstreifen gelegene Teil beherbergte den umfangreichen Fuhrpark inklusive Werkstatt und Unterkünfte für 80 Fahrer. Wieviel von diesem Trakt heute noch existiert ist bislang allerdings ungewiß.

Eine Begehen der Anlagen durch eine ost-westliche Denkmalpflegerdelegation hat bisher noch nicht stattgefunden, ist aber laut Stadtentwicklungsverwaltung geplant. Auch eine exakte Kartographierung des Geländes stehe noch aus.

Bisher gestaltete sich zumindest im Westen die Recherche über die Ausdehnung der Bunkeranlagen schon von daher schwierig, weil offenbar nur in einem ziemlich marginalen historischen Werk des Amerikaners Cornelius Ryan über den „Letzten Kampf“ aus den 60er Jahren überhaupt ein Grundrißplan der Neuen Reichskanzlei samt unterirdischer Anlage zugänglich ist. Beispielsweise das Archäologische Landesamt besitzt diese Pläne bisher auch nicht.

Eine genaue Klärung der topographischen Situation könnte indessen der Diskussion um den Umgang mit dem „Führerbunker“ eine ganz neue Richtung geben. Denn wie es scheint wird sich herausstellen, daß eben der „Führerbunker“ gar nicht mehr existiert. Hans-Jörg Bahrs / Gabriele Riedl

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