Unterwasserkarten des Eismeeres

■ Die Bremerhavener „Polarstern“ vermißt den Meeresgrund vor der Antarktis-Küste

„Wenn Deutschland unter Wasser läge, dann könnte die 'Polarstern‘ es jedenfals innerhalb von 80 Tagen mit einer Auflösung von 150 mal 150 Metern komplett neu vermessen“, erklärte Hans Werner Schenke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, dem Heimathafen des deutschen Antarktis-Forschungsschiffes, gegenüber der taz.

Dr. Schenke ist Leiter der „Ab

teilung für Bathymetrie“ und kümmert sich um die Vermessung des Meeresbodens und die daraus zu gewinnenden Informationen. Dazu gehören exakte dreidimensionale Darstellungen der Oberflächenstruktur, aus denen dann wiederum Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte der betrachteten Formationen möglich sind.

Außerdem ist die genaue Kartierung des Meeresbodens die Grundlage für die Entwicklung von globalen Strömungsmodellen, aus denen sich Schlußfolgerungen über globale Klimamodelle ergeben können.

Im Moment befindet sich die Polarstern gerade über dem sogenannten „Gunnerus-Rücken“, einer Gebirgsformation im Weddell-Meer östlich der deutschen Antarktis-Station Georg von Neumayer.

Der Gunnerus-Rücken erleidet dabei gerade ein Schicksal, das unter Insidern inzwischen als „Islas-Orcadas-Effekt“ firmiert

dem Verschwinden sicher geglaubter Unterwassergebirge von der „Landkarte“. Bedingt durch die Entwicklung immer leistungsfähigerer Echolotgeräte kommt es nämlich nicht nur zu Entdeckungen der positiven Art, wie dem „Seamount“, einem Berg, der sich aus einer Tiefe von 3.800 Metern bis auf 1.200 Meter unter dem Meeresspiegel erhebt, sondern auch zu umfangreichen Revisionen bislang gültiger Meereskarten.

So zum Beispiel bei den Islas Orcadas, die bis 1986 noch als Gebirgsformation von der Größe der Pyrenäen galten, aber tatsächlich gar nicht existieren.

Mit ihrem „Seamount“ hatten die ForscherInnen auf der Polarstern allerdings Pech: Eine Nachfrage bei der „Undersea -Features-Naming-Group“ in Washington ergab, daß der Unterwasserberg schon von US-amerikanischen Forschern einen Namen bekommen hatte.

poe