Riesenbetontrasse durch Oslebs

■ Die Bagger rollen: Kunick startete Bau der Autobahntrasse zum Bremer Hafen

Ein kleines, rotweiß blühendes Apfelbäumchen steht seit gestern auf einer großen grünen Wiese in Bremen-Grambke herum. Daß aus den Blüten im Frühherbst auch schmackhafte Früchte werden, ist aber nicht zu erwarten. Denn justement dort, wo die beiden grünen Abgeordneten Elisabeth Hackstein und Irmgard Jahnke gestern den Baum einbuddelten, werden in den kommenden Wochen schwere Bagger und andere Baumaschinen rollen, um dort bis Ende 1993 eine Autobahnverbindung zu den Bremischen Häfen zu erstellen. „Eine Kapitulation vor der Blechlawine“, schimpfte die Grüne Jahnke und gab sich mit anderen lautstark alle Mühe, den zum Beginn der Baggerarbeiten redenden Bausenator Konrad Kunick nicht das Gegenteil behaupten zu lassen.

Denn Kunick hält die „Autobahneckverbindung A 281 zwischen der BAB A 27 und der Hafenrandstraße“ für eine „Verbesserung der Lebensbedingungen der Region.“ Seine Argumente: Die bremischen Häfen seien bislang nur über bereits stark befahrene Straßen zu erreichen. Mehr als 30.000 Autos würden täglich über die Heerstraßenzüge im Bremer Westen rollen. Dieser Durchgangsverkehr solle künftig auf der neuen „Autobahnquerspange“ zusammengefaßt und damit zugleich die anderen Staßen entlastet werden. Dann solle auch der Heerstraßenzug zurückgebaut und verkehrsberuhigt werden.

Nicht nur an eine neue Verkehrsführung, sondern auch an eine völlig neue Optik werden sich Oslebshauser, Grambker und Burger gewöhnen müssen. Denn die Autobahn verläuft fast durchgängig auf einem Wall beziehungsweise als Hochstraße,

die dann auch noch von einer hohen Lärmschutzwand flankiert wird. Während die Grünen meinen, daß der „landschaftspflegerische Begleitplan“ nur Kosmetik sei, da die „Zerstörung durch die Betontrasse nicht ausgeglichen werden kann“, ist Kunick stolz auf waldartige Zonen, ökologische Schutzzonen, weiträumige Spiel- und Liegewiesen und einen neuen Baggersee, der bei der Buddelei entstehen soll. Und:

„Wildwiesen, ein kleines Wäldchen und Aussichtspunkte werden geschaffen.“

Vor allem aber wird reichlich Beton verbaut. 33.000 Kubikmeter und 3.900 Tonnen Stahl werden benötigt, um elf verschiedene Bauwerke zu erstellen. Das größte ist eine 672 Meter lange Brücke über Oslebshausen hinweg. Die Kosten von etwa 150 Millionen Mark trägt der Bund.

hbk