■ Mix Squard

Bei Rock Reggae haben sich die Bad Brains gerade als die Koryphäen des Geschäfts der letzten Jahre herausgehoben. Denn gewöhnlich ist diese Spielart absolut grausam und wird bei Jugendzentrumsopenairfestivals in ländlichen Gegenden praktiziert. Dann kifft der Biologielehrer schon mal mit seinen Schülern gemeinsam am Wochenende, aber nur, wenn es dunkel ist. Vielleicht versucht er auch später, die Klassenbeste zu vögeln, um sie noch klassenbesser zu machen, doch ich will nicht ausschweifen.

Gerade das Rockelement könnte in diesem verquasten und schlampigen Zufriedenheitsgedudel für Ordnung und Disziplin sorgen, also in etwas verschlafenes Geplänkel einen Funken legen, und das chaotische Untergründige zum Marschieren bringen, das im Reggae schon von seinen Wurzeln her im verstolperten Rhythmus angelegt ist.

Mix Squard gelingt das nur begrenzt. Zwar brechen manchmal Bläser in den Stücken wie große tumbe Tiere aus dem Unterholz hervor, Rico (Traumposaunist der Wailers) läßt grüßen. Auf Dauer jedoch brechen die Spannungsbögen in viel zu sattsamer Einfalt zusammen. Dann klingt es nach Wohnzimmertapete für den nächsten Karibiksplatter »Invasion der Limbokiller«.

Möglicherweise ist das Keyboard schuld, weil es mit zu vielen südseestimulierenden Sounds gefüttert worden ist. Wie auf einer Frühachtziger Robert Palmer-Platte nervt es mit penetrantem Spielzeugquietschdröhtwugawuga. Viel zu fröhlich. Wenigstens tönt die Gitarre ab und an mit einem Regenwetterfanfarensolo. Dann bleibt ein bißchen Hoffnung im graugetönten Berlin. Im K.O.B. am Abend wird, von solcher Stimmung geleitet, den Mix Squards sicher eine elektrisierendere Variante von Roots, Rock und Reggae abzugewinnen sein. Rockers haben schließlich Verpflichtungen auf ihren guten Namen. (um 22 Uhr im K.O.B.) Harald Fricke