Kommunetisch vor der Polizei gerettet

■ Polizei machte Wohnungseinrichtung der Mainzer Straße zu Müll/ taz holte sich Redaktionstisch zurück

Berlin. Der große, knapp sechs Meter lange Tisch der Kommune 1, der der taz zehn Jahre lang als Redaktionstisch gedient hat, konnte vor der sinnlosen Zerstörungswut der Polizei gerettet werden und steht jetzt wieder in der Kantine der Zeitung. Am 26. August war er dort weggeholt worden, offensichtlich von Besetzern der Mainzer Straße.

Dort bot sich am Donnerstag früh ein trostloses Bild. Einzelne der Bewohner und Nutzer der besetzten Häuser hatten ihre Habe herausgeholt, in den meisten der bewohnten Zimmer lag allerdings noch die Matratze, herumgeworfene Bücher und Papiere auf dem Boden, Möbel, Kassettenrecorder neben den Schlafmatten. Zu einzelnen Zimmern waren die Türen offenbar aufgebrochen, Blutspuren zeugten von der Art der polizeilichen Räumung, Barrikaden in den Hausfluren, vor den Fenstern und jede Menge Gasmasken, Steine und Flaschen von den Widerstandsvorbereitungen der Besetzer. Bauarbeiter waren dabei, die Wohnungseinrichtungen aus den Fenstern zu werfen, unten schob ein Bagger alles zu »Müll« zusammen. Man sei nicht das Sozialamt, erklärte der verantwortliche Polizeimann vor Ort, wer sein Eigentum abholen wolle, der müsse sich beeilen.

Zwar etwas verdreckt, aber unbeschädigt stand in der Nummer 5 der taz-Redaktionstisch, der offenbar den Besetzern zur Beratung gedient hatte. Für die taz besorgt hatte den Tisch 1979 das Anwalts-Duo Klaus Eschen und Christian Ströbele. »Ich finde es gut, wenn ihr Euch darum bemüht. Dann gehört er natürlich Euch«, meinte Eschen. Und Ströbele, als Bundessprecher der Grünen auf ordentlicher Distanz zu einer unabhängigen Zeitung: »Der Tisch ist besser bei Euch aufgehoben, als wenn er irgendwo im Regen stehen würde.«

Und so konnten die taz-MitarbeiterInnen gestern wieder am großen Tisch beraten und streiten. [Eine wahrhaft rührende Geschichte! d. säzza] K.W.