Reif für die Insel

■ Graf verliert Halbfinale

Berlin (taz) — Mit hängenden Schultern schlich Steffi Graf aus dem New Yorker Madison Square Garden. Ungeheuerliches wurde ihr angetan: Gabriela Sabatini hatte sie im Masters-Halbfinale mit 6:4 und 6:4 vorgeführt! Hilf- und chancenlos wirkte die Perfektionistin gegen die Argentinierin, die Trainer und Taktik verändert hat und nun wilde Netzangriffe mit Passierschlägen und verwirrenden Mondbällen kombiniert. Was Steffi dermaßen durch den Tüddel brachte, daß sie zu den falschen Schlägen griff.

Doch mit Beileid kann die Graf kaum rechnen. Humorlos, streberhaft und stur wirkt sie, die 18.209 Fans stachelten lieber die wilde, faustballende Sabatini an. Erst später öffnete die Nummer eins unsere unwürdigen Augen, die fälschlicherweise eine geniale Sabatini zu sehen geglaubt hatten: „Gaby hat das Spiel nicht gewonnen, ich habe es verloren“. Trotz dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit trifft Gaby im Finale auf Monica Seles, die Mary Joe Fernandez 6:3 und 6:4 besiegte. Während Steffi entfleucht: Auf einer Insel erfüllt sie sich den Teenager-Traum vom Alleinsein und gönnt sich — und uns — eine wohlverdiente Pause. miß