Dokumentarfilme prämiert

■ Filmförderung: Jury entschied sich für sieben Drehbücher & Filmkonzepte

Sie hat sich entschieden. Unter 49 Projekten wählte die vom Filmbüro Bremen bestellte Jury sieben Drehbücher oder Filmkonzepte aus. Zu verteilen hatte sie die 100.000 Mark von der kulturellen Filmförderung des Landes Bremen. Jeder/m der sieben Filmschaffenden soll so die Möglichkeit gegeben werden, eine eigene Produktion auf die Beine zu stellen.

Bremen ist keine Filmstadt, Monumentalwerke werden hier nicht gedreht. Ein Tag im Schneidestudio kostet 2.000 Mark, ein Spielfilm das Mehrfache der gesamten Bremer Filmförderung. Das wußten auch die BewerberInnen um den Filmpreis und reichten nur kleinere und möglichst finanzierbare Projekte ein. Das Filmbüro Bremen bemüht sich angesichts dieser Lage um die Förderung von dokumentarischen Werken. Weitgefächert ist das Spektrum der Auserwählten:

Über Menschen, die töten: „Frauen, die morden“ lautet der Film-Titel, der den ersten Preis bekommen hat. Beatrix Schwehn wird auf 16 mm drehen können, warum Frauen weniger aus Eifersucht und eher im Affekt einer moralischen Zwangslage töten.

Über Menschen, die tot sind: In „Totentraum“ erzählen Ayhan Salar und Hasan Cil die surrealistische Geschichte einer Leichenwaschung in einem Gastarbeiterwohnheim am Ende der 60er Jahre, bei der ein Geist erneut auf Wanderschaft geht und das Land verläßt.

Über die Zurückgezogenheit des Alters: Im experimentellen Dokumentarfilm schildert Babara Thiel das Wohnen alter Menschen.

Über die großen und die kleinen Kriege: Hacky Hackbarth berichtet über die zähe Auseinandersetzung um das Hollerland; Marvin Entholt über die Feierlichkeiten zur Landung der Alliierten in der Normandie; der Münchner Peter Heller gewann mit einem Filmessay über Krieg und Frieden.

Noch gibt es diese Filme nicht. Zwischen 16 und 45 Minuten werden sie lang sein, und die kosten Geld. 100.000 Mark durch sieben geteilt werden helfen, sie zu relisieren. Doch die Summe ist nur ein kleiner Lichtblick in der traditionellen kinematographischen Dunkelheit Bremens. Und sie ist zu klein, um einen Einstieg in die bundesweite Zusammenarbeit in der Filmförderung zu ermöglichen. Soll ein Projekt Aussicht auf Umsetzung haben, ist es oft auf die Unterstützung mehrer Bundesländer angewiesen, doch ist Bremen für viele ein zu kleiner Partner.

Das Filmbüro Bremen hatte auf 500.000 Mark gehofft, die aus der Isolation hinausführen könnten. Freie Kapazitäten in Produktionswerkstätten existieren im Überfluß, so daß die geringe Filmproduktion auch zu einem indirekten wirtschaftlichen Faktor gerät. In eine „Filmstadt“ mit entsprechender Infrastruktur wird sich Bremen nicht verwandeln. Doch was die Preisträger des letzten Jahres mit ihren Mitteln vollbrachten, ist im Juni in den Kinos zu sehen. roth