Tal der sprudelnden Quellen

■ Ausstellung über die Geschichte des Kulturwassers auf Schloß Pyrmont

Das prachtvolle Badeleben des 18. und 19. Jahrhunderts, als Fürsten und der mit ihnen badende und kurende Hofstaat Dichter, Philosophen, Komponisten und schöne Frauen zum Glanz von Bad Pyrmont beitrugen, lebt derzeit in einer Ausstellung im Schloß von Bad Pyrmont wieder auf. Aber auch das Geschichtsdunkel der Zeit vor 2000 Jahren, als götterfürchtige Germanen Bäume und Brunnen zu Kultstätten machten, erhellt die Ausstellung mit dem Titel „Bad Pyrmont — Tal der sprudelnden Quellen.

1863 wurden bei Arbeiten an der Hauptquelle 320 sehr gut erhaltene germanische Fibeln aus Bronze, drei silberne römische Münzen, Schmuck und eine reich verzierte Schöpfkelle entdeckt: Beweise dafür, daß Pyrmont etwa zwischen dem Beginn unserer Zeitrechnung und den folgenden 400 Jahren schon eine vielbesuchte Bade- und Kultstätte war. Auf einem Bild sind Kurende in hölzernen Badewannen zu sehen. Die Krücken an die Wände gelehnt, tafeln sie reichlich von über die Wannen gelegten Brettern. „Die Bauern befragen keinen Brunnenarzt um Rath, sie trinken früh um vier aus der Hand oder zehn Gläser, dann nehmen sie ein halbes Dutzend Honigkuchen zu sich, und dann spülen sie mit dem Branntwein, und zwar dem übelschmeckendsten Fusel, nach“, ist in einer Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert zu lesen.

Im 16. Jahrhundert wurden über die ehemals runden Wasserlöcher, den Hyligenborn und den Brodelborn, hölzerne Roste gelegt und später mit Brunnenhäuschen überbaut. 1668 begannen die Fürsten von Waldeck mit der Errichtung von Kuranlagen und Gästeunterkünften. Kurz darauf wurde von der Fürstlichen Brunnenverwaltung auch mit dem Versenden von Brunnenwasser begonnen, das in Flaschen abgefüllt war. Den Versand in großen Holzfässern hatte es schon vorher gegeben. Als 1789 eine kräftige Salzsolequelle entdeckt wurde, gab es genügend Badeärzte, die sofort auch diesem Wasser große Heilkraft zusprachen.

Die Nutzung des Quellwassers prägte die Kultur, Architektur und die Medizin in der Stadt. 1988 wurde das Kurzentrum für 200 Millionen Mark umgebaut. Einrichtungen wie Spezialkliniken, ein Moorbadezentrum, moderne Hotels, die Spielbank und ein Konzerthaus sollen dafür sorgen, daß der bedeutendste norddeutsche Badeort wichtig bleibt.

Werner H.T. Fuhrmann (dpa)