Balladen von Tuck & Patti

■ Donnerstag in der Schauburg: ein Duo, in altmodisch ehelichem Gleichklang

Wie altmodisch: nur ein Paar auf der Bühne: Gitarre, Mikro und sonst nichts. In ihrem Programm viele Liebeslieder und Songs von Stevie Wonder oder Lennon/McCartney, am aktuellsten war noch Cindy Laupers „Time After Time“. Außerdem sind die beiden auch noch verheiratet und erstrahlen auf der Bühne geradezu vor lauter Sanftheit und Harmonie: altmodisch — wie schon gesagt.

Aber auch unverschämt gut. Tuck Andress und Patti Cathcart halten sich streng an die Regeln der kleinen Form und gehen gehen dafür jedem Song intensiv auf den Grund. Balladen wie „My Romance“ werden so zu emotionalen Tauchfahrten, und bei den „up-tempo“-Stücken ist jede rhythmische und harmonische Nuance glasklar zu hören. Beide Musiker sind technische Perfektionisten: Patti wechselt bruchlos vom jazzigen Scatgesang über schnelle Rockpassagen zum ausufernden Pathos einer Gospelsängerin, und Tuck spielt hochkomplizierte Finessen auf seiner E — Gitarre, in denen sich die gesammte Tradition der Jazzgitarre von Django Reinhard bis John Scofield wiederfindet. Aber am meisten verblüfft, wie traumwandlerisch sicher die beiden immer wieder im unisono Klang zusammenfinden. Das ist nicht nur durch Virtousität und Musikalität zu erklären, aber die Blicke, mit denen Tuck beim Spielen immer wieder zu Patti sieht, sagen genug. Die vielen Lovesongs im Programm sind deshalb nur angemessen und sogar Pattis typisch amerikanischen Sermone über die „Power of Love“ haben diesmal keinen süßlichen Nachgeschmack. Beide waren auch kurz unbegleitet zu hören: Tuck mit einer teuflisch kniffligen Version von Wes Montgomerey's „Up And at it“ und Patti mit einem vokalistischen Perkussionsolo. Aber seinen ganz eigenen Zauber erhielt das Konzert durch ihren ehelichen Gleichklang. Das spürte auch das begeisterte und überraschend große Publikum in der Schauburg. „Altmodisch“ ist vielleicht bald schon modern. Willy Taub