Comedy über Normal Null

■ »Supernixen« — Comedy Theater mit Happy-End rund um die Unter(wasser)welt in der UFA-Fabrik

Wenn ein Wecker dröhnend rappelt, eine Hand, das Ungetüm blindlings ertastend, aus der perlmuttausgeschlagenen Supermuschel hervorkriecht, dann ist mit Sicherheit wieder einmal so ein beschissener Morgen angebrochen, der mit viel Arbeit und wenig Freude aufwartet — das ist auf dem Meeresgrund nicht anders als über Normal Null. Quietschend reckt und streckt sich Raquell, eine der beiden Supernixen, die ihre Muschel zur Zeit in der UFA aufgeschlagen haben, träge fischt sie einen Krebs aus ihrem enganliegenden Kleid, gießt sich einen Fischbeutel-Tee auf und macht sich widerwillig bereit für den allmorgendlichen Morgenfang. Algebra, ihre jüngere Schwester, wacht nur für »Schwarzwälderfischtorte« auf, läßt sich aber dann doch zu einem werbenden Männerfangzug auf den angestammten Lorelei-Felsen überreden. Aber die Männer von heute sind auch schon lange nicht mehr das, was die Seeleute einmal waren, und so hilft kein Werben, hilft kein Weh: der betörende Gesang der Supernixen verhallt traurig unerhört in den Wellen des Meeres.

Dieser überaus frustrierende Arbeitsalltag macht besonders die langflossige Raquell ausgesprochen schwermütig. »Notorischen Nixilismus« diagnostiziert Hausarzt Dr.Kugelfisch und empfiehlt eiserne Muschelruhe. Doch wie immer in guten Komödien kommt alles erstens anders, als man zweitens denkt: In einer Flaschenpost finden die beiden frustrierten Meerjungfrauen die Anzeige »Rummelplatz sucht Supernixen«, und so machen sich die beiden Unterwasserschönheiten erst schick und dann auf in die Welt über Normal Null...

Supernixen ist ein komödiantisches Musikspektakel mit allem Pipapo, das die Welt des komischen Theaters zu bieten hat. Auf der von Elin Doka liebevoll ausgestatteten Bühne und in Kostümen, die dem RTL-Spektakel Alles nichts, oder?! Konkurrenz machen könnten, spielen die beiden Vollblutkomikerinnen Patrizia Moresco und Minnie Marx virtuos auf der Klaviatur der Slapstick-Komik. Wann immer es der guten Laune des Publikums dienlich ist, hüpfen, springen und jauchzen sie, und überspielen selbst die wenigen Längen, die das Stück zuweilen im Erzähltempo drosseln, mit ihrer offensichtlichen Freude am selbstausgedachten Blödsinn. Ein im besten Sinne vergnüglicher Kleinkunstabend, der natürlich schlußendlich überraschend im Happy endet. Klaudia Brunst

Bis 27.7. täglich um 21Uhr in der UFA-Fabrik, Tempelhof