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Kampnagel wird Festung

■ Randbebauung des Kampnagel-Geländes längst beschlossen / Bis Mitte nächsten Jahres sollen alle Vorarbeiten erledigt sein

längst beschlossen

Bis Mitte nächsten Jahres sollen alle Vorarbeiten erledigt sein

Unbemerkt von der Öffentlichkeit ist der Startschuß für die Randbebauung des Kampnagelgeländes längst gefallen. Seit knapp drei Monaten laufen geheime Vorgespräche zwischen den zuständigen Fachbehörden, den Bezirksvertretern, dem Trägerverein von Kampnagel und der Hamburger Gesellschaft für Wirtschaftsförderungen (HWF) über Konzepte und mögliche Nutzer für die im Bebauungsplan ausgewiesenen Flächen rund um die restlichen Hallen der alten Kranfabrik. Unter Federführung der HWF sollen nun Ende des Monats drei Entwicklerbüros damit beauftragt werden, Vorschläge für eine Lösung zu entwickeln. Diese Konzepte sollen zwar von dem Fortbestand der Kulturfabrik ausgehen, führen aber bei konsequenter Umsetzung dazu, daß die Hallen von allen vier Seiten hinter Neubauten verschwinden. Bis Mitte nächsten Jahres möchte man aufgrund der jetzt zu erstellenden Gutachten einen Investor gefunden und die Bauanträge soweit abgeschlossen haben, daß im Anschluß mit der Bebauung begonnen werden kann.

Diverse Investorenangebote in den letzten Jahren und auch wieder in jüngster Zeit waren, laut Angelika Wellmann, Pressesprecherin der Kulturbehörde, meistens „nicht seriös genug“, um als Angebot akzeptiert zu werden. Nun sucht die HWF, so der dort zuständige Sachbearbeiter Günter Borgmann, „behutsam nach den Schmerzpunkten der Beteiligten“, um in einer eigenen Offensive eine Lösung zu finden, „mit der alle leben können“.

Was das im Einzelnen bedeutet, ist aber noch höchst ungewiß. Zwar ist man sich sowohl im Bezirk, wie bei der Kulturbehörde und der HWF relativ einig, daß eigentlich nur ein „Medienzentrum“ auf dem Gelände in Frage kommt. In der Stadtentwicklungsbehörde (STEB) aber, die für Neubauten stets Mischbebauung fordert, denkt man noch über eine mögliche teilweise Wohnbebauung nach. Daß man damit, wegen der natürliche Lärmentwicklung der Theater, einen unauflösbaren neuen Konfliktherd auf dem Gelände schafft, versucht auch die HWF der STEB begreiflich zu machen.

Überhaupt möchte die HWF, so Borgmann, „Kampnagel festzurren“ und ist sich damit mit den meisten Beteiligten auch einig: „Man muß die Idee für die Nutzung von Kampnagel aus entwickeln.“ Die Stimmung in den einzelnen Behörden sei dafür „durchaus positiv“. Strittig ist dagegen der Erhalt der Fundushalle am Kanal. In dem riesigen Komplex würde die Kulturbehörde gerne Atelierwohnungen unterbringen, andere halten die Erhaltung des Gebäudes aber „nicht für ein Muß“. Auch die Halle 29 an der Jarrestraße, in der der Trägerverein gerne das Alabama-Kino untergebracht hätte, steht noch zur Disposition. Die Parkplatzfrage wird laut Karl Wagner, Wirtschaftsreferent im Bezirk Nord, wohl mit einer Tiefgarage gelöst werden.

Auch der Trägerverein, auf dessen Initiative laut Borgmann der jetzige Vorgang zurückgeht, hat seine eigenen Vorstellungen über zukünftige Nutzer. Norbert Aust, Vorstandsvorsitzender des Vereins:

1„Die Kulturbehörde.“ Diese residiere doch „auf dem Hinterhof eines Parkdecks“ an der Hamburger Straße und wäre auf Kampnagel „endlich am Ort des Geschehens.“

1Doch daraus wird wohl nichts, denn die Behörde sucht momentan einen repräsentativen Bau in der Innenstadt als neues Domizil. Till Briegleb

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