Hoffen und Bangen

■ Zwei Wochen vor Eröffnung ist die finanzielle Situation der Kammerspiele weiter unklar / Intendant Barbarino muß an vielen Fronten ums Überleben kämpfen

weiter unklar/Intendant Barbarino muß an vielen Fronten ums Überleben kämpfen

Stephan Barbarino kommt nicht zur Ruhe. Vierzehn Tage vor der ersten Premiere der neuen Kammerspiele, Heimatlos, eine Wirtshausoper, lasten auf seinem Haus zentnerschwere Eventualitäten. Dazu zählt als wichtigstes der noch nicht ausgestandene Streit um eine geregelte Trennung mit seinem Mitgesellschafter Thomas Friese, sowie das anhängige Verfahren der ehemaligen Mitarbeiter der alten Kammerspiele auf Übernahme oder Abfindung.

In einer Pressekonferenz am Mittwoch nachmittag versuchte Barbarino mit Unterstützung einiger Mitarbeiter, sowie des Rechtsanwaltes Jörg Nabert, die seit Wochen in der Presse kursierenden Vorwürfe zu entkräften, das Theater an der Hartungstraße sei kurz- oder mittelfristig von der Schließung bedroht. Doch trotz einiger klärender Fakten über die finanzielle Situation, konnte der neue Intendant den Ungewissheiten seines kommerziellen Konzeptes nur mit künstlerischem Optimismus begegnen.

Vorausgegangen waren Streitigkeiten zwischen den beiden Gesellschaftern Barbarino und Friese um die Führung des Hauses, die in eine Trennung mündeten. Nun verlangt Friese, der für die großräumige Gastronomie im Paterre des ehemaligen jüdischen Logenhauses verantwortlich gewesen war, seinen Gesellschafteranteil in der Stammeinlage von 150000 Mark, sowie 230000 Mark angeblicher Investitionen in den Ausbau der Gastronomie zurück.

Barbarino befindet sich zwar in Verhandlungen mit einem neuen Gesellschafter wie mit neuen Gastronomen, jedoch ist beides noch nicht spruchreif. Auf einem Treffen Friese-Barabrino heute mittag soll nun versucht werden, eine Einigung zu finden. Doch auch zwischen den eventuell neuen Betreibern der Gastronomie und Friese gibt es Streitigkeiten über die Höhe des Abstandes. Sicher ist, daß Restaurant und Kneipe, ursprünglich als stabiler Pfeiler des Betriebs gepriesen, zum Start der Wirtshausoper am 10. September nicht eröffnet werden können.

Auch die Klage der ehemaligen Mitarbeiter (taz berichtete) bedroht einen gesunden Neustart. Diese versuchen gerichtlich feststellen zu lassen, daß es sich bei Barbarinos Theater um die Fortführung der alten Kammerspiele handle, um so einen Sozialplan zu erzwingen. Die alte Kammerspiele GmbH war bekanntlich in den Konkurs gegangen, so daß von dort keine Abfindungen zu erwarten sind. Eine außergerichtliche Einigung, Barbarino hatte dem ehemaligen Betriebsrat 50000 Mark angeboten, ist gerade gescheitert.

Bleibt nur zu wünschen, daß die künstlerische Arbeit Barbarinos so „frech und aufregend“ wie angekündigt ausfällt, damit der Erfolg des Hauses eine Wiederholung des Kammerspiel-Debakels unter Ursula Lingen abwendet. Till Briegleb