Kampf der Giganten

■ Kino-Multi Hans-Joachim Flebbe pariert mit Plänen für ein zweites Cinemaxx die Expansionen von Ufa und Warner

pariert mit Plänen für ein

zweites Cinemaxx
die Expansionen von Ufa
und Warner

Hans-Joachim Flebbe hat nur 15 Jahre gebraucht, um zum zweitgrößten Kinobesitzer der Republik zu werden. Jetzt will er den Branchenführer, die Ufa-Gruppe des Kino-Erben Volker Riech (450 Kinos bundesweit, in Hamburg Ufa-Palast, Grindel, Studio u.a.) auch in der Hansestadt massiv bedrängen. Und zusätzlich zum projektierten Großkino Cinemaxx am Dammtor, dort, wo heute verwaist der frühere „Bierpalast“ steht, ein zweites Großkino in Hamburg errichten. Bei dem Kampf der Giganten werden wohl zahlreiche kleinere Kinos auf der Strecke bleiben.

Flebbe, der einst in Hannover mit einem erfolgreichen Programm- Kino startete und auch in Hamburg mit komplett renovierten Filmpalästen (Holi, Passage) erfolgreich ein erwachsenes Kino-Publikum mit hochwertigen Filmen versorgt, kann seine ehrgeizigen Expansionspläne mit fremden Geld umsetzen. Zu je einem Viertel sind der Bau- und Musical-Unternehmer Rolf Deyhle und der Filmhändler Bodo Scriba an Flebbes Aktivitäten beteiligt. Gemeinsam betreiben sie in Hannover den Markt-Abräumer Cinemaxx, in dem kaum europäische Filmwerke, um so mehr amerikanische Massenware abgespult werden. Und bricht damit in einen überwiegend jugendlichen Markt ein, der bisher besonders von den Ufa-Spielstätten bedient wurde.

Während die Vorbereitungen für den Dammtor-Bau (10 Säle, 3000 Plätze) laufen und eine Eröffnung von Flebbe für 1994 angestrebt wird, ist seine Ankündigung für einen zweiten cineastischen Großkomplex noch vage. Eppendorf wird bevorzugt, aber auch Grundstücke in Barmbek und St. Pauli wurden schon besichtigt. Der smarte 41jährige verweist darauf, daß der statistische Hamburger nur drei Kinokarten pro Jahr löst, während es in Hannover beispielsweise schon mehr als fünfeinhalb Tickets pro Nase und Jahr sind.

Daß der Markt nicht ausgeschöpft ist, glaubt auch die Ufa- Konkurrenz - und will ihr erfolgreichstes Hamburger Kino, das Grindel, erheblich vergrößern. Zu dem großen Saal 1 werden fünf weitere hinzugebaut, die bisherigen beiden kleinen einem großzügigeren Entree geopfert. Knapp 1800 Plätze, doppelt so viele Besucher denn bisher sollen Platz finden. Zwei benachbarte Kindergärten, die unter dem zukünftigen Baulärm zu leiden hätten, sowie die derzeit noch ungelöste Parkplatz-Problematik sind zwei Unbekannte in Riechs Rechnung. Aber durch den vollzogenen Kauf des Geländes hinter dem Filmtheater scheint Ufa einen zeitlichen Vorsprung vor Flebbe gewonnen zu haben.

Flebbe und Riech sind nicht die einzigen, die in Hamburg auf die großen, Multiplex genannten Großkinos setzen. In Harburg ist die Planung vom Büro Büll & Liedtke schon vorangeschritten. Der amerikanische Film-Multi Warner wird sieben Säle, das Abaton zwei weitere betreiben.

Während das Abaton mit seinem Programm von den geplanten Neukapazitäten nur mäßig betroffen sein wird, droht anderen kleineren Kinos in den Hamburger Stadtteilen

1das Aus. Zwar achtet die Wirtschaftsbehörde, wie vor einigen Monaten beim Film JFK geschehen, bei der Verleihpraxis darauf, daß neben den Abspiel-Oligopolen auch einige Bezirkskinos lukrative Streifen angeboten bekommen. Aber die lokalen Programm-Kinos können sich kaum gegen eine andere Entwicklung wehren. Während sie

1heute noch zehn Wochen nach den Premieren gängige Filmware bekommen, werden zukünftig die lukrativeren Titel länger in den Großkinos laufen. Für die Programmkinos bleiben nur weniger erfolgreiche Titel oder ausgelutschte Ware.

Ob sich die heftig bekriegenden Multiplex-Kinos, deren Errichtung immer kostspieliger wird - 30 Mil-

1lionen kostet das 1990 eröffnete „Cinemaxx“ in Hannover, mehr als 110 Millionen schon der „Cinedom“ in Köln - überhaupt rechnen werden, steht auf einem anderen Blatt. Derzeit, so scheint's, geht es weniger um Renditen und mehr um Marktanteile. Das nächste große Kinosterben könnte auch bei vollen Sälen geschehen. Raut Mert