Unterm Strich

Die DEFA-Filmstudios in Potsdam-Babelsberg kosten 140 Millionen Mark. Gekauft hat das 461.000 Quadratmeter große Gelände die Compagnie Immobilière Phénix (CIP), Tochterfirma des französischen Konzerns Compagnie Générale des Eaux (CGE). Die CGE ist mit 150.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 40 Mrd. Mark Frankreichs größter Privatkonzern. 1853 als Wasserwerke gegründet, ist sie heute am Fernsehsender Canal Plus sowie gemeinsam mit der Bertelsmann AG am deutschen Pay-TV-Sender Premiere beteiligt; die CGE besitzt Filmproduktionen, Filmstudios sowie ein Kopierwerk. Gemeinsam mit Partnern wie der Bertelsmann-Tochter Ufa soll dort ein Medienzentrum entstehen; über eine Milliarde Mark sind in den nächsten zehn Jahren als Investitionen geplant.

Einer der beiden neuen Geschäftsführer der Studios ist Volker Schlöndorff, der sich am Dienstag in Potsdam für die Wiedergeburt des europäischen Films einsetzte. „Uns muß wieder ein Entwurf so größenwahnsinnig wie ,Metropolis‘ gelingen“, sagte der Regisseur. Auch wenn derzeit bis zu 90 Prozent der in Europa gezeigten Filme aus Hollywood stammten, hätten eines Tages auch Alternativen eine Chance: „Und für diesen Moment stehen wir bereit.“

Zweiter Geschäftsführer ist Pierre Couveinhes, erfahrener Sanierer aus der Stahlbranche. Er soll für eine gewinnbringende Vermarktung des Standorts im Auftrag der großen Compagnie Générale des Eaux (CGE) sorgen, wo in den letzten 80 Jahren Filmgeschichte geschrieben wurde. Schlöndorff erinnerte sich, daß Lang ihn im Jahr 1964 einmal nach Babelsberg gebeten habe. Zunächst wird der Regisseur als Studioleiter Abschied vom Inszenieren nehmen. „Ich muß nun auch die Suppe auslöffeln und finde zunehmend Spaß an dieser Arbeit.“ Wer aber glaubte, Schlöndorff werde eine ähnliche Karriere wie sein Kollege Alexander Kluge als Fernsehproduzent ansteuern, der sah sich getäuscht. Der „Oscar“- Gewinner sprach sich für eine strikte Trennung von Film und Fernsehen aus: „Überall, wo in Deutschland in den Studios das Fernsehen eingezogen ist, war bald der Film verdrängt.“ Mit Fernsehen könne man keinen Gewinn machen, erklärte Schlöndorff.

Der Bedarf nach neuen Filmen hingegen werde wachsen — und die sollten dann auch in Europa produziert werden.

Festspielchef Gillo Pontecorvo will die Biennale in Venedig deutlicher von den Hauptkonkurrenten in Cannes und Berlin abheben, die das älteste Filmfestival der Welt unter kommerziellem Gesichtspunkt längst überflügelt haben. Er hat berühmte Regie- Größen eingeladen, um über eine „Kino-Charta“ zu beraten. Spike Lee, Wim Wenders, Louis Malle, Constantin Costa-Gavras, Robert Altman und andere sagten zu. Vor dem Hintergrund, daß Pontecorvo längst nicht so viele amerikanische Produktionen nach Venedig holen konnte, wie er mochte, mutet das an wie eine Flucht nach vorn: „Uns geht es mit der Charta um die Verteidigung des Kinos als Kunst und darum, das Unterhaltungskino vor der Idiotisierung zu bewahren“, sagte Pontecorvo. Die Biennale beginnt am Dienstag nächster Woche.