piwik no script img

»Warum wir?«

Bezirksversammlung: Asylbewerber protestierten gegen die  ■ Auflösung ihrer Unterkunft

Viel Trubel während der öffentlichen Fragestunde der Bezirksversammlung Mitte gestern am späten nachmittag: Ungefähr 30 Asylbewerber und ihre deutschen Unterstützer protestierten gegen die geplante Auflösung der Unterkunft in der Schanzenstraße 2-4. Wie die taz berichtete, weigert sich das Bezirksamt, den Mietvertrag zu verlängern, obwohl der Vermieter dazu jederzeit bereit wäre.

Ein Transparent an der Wand des Zuhörerraumes unterstrich die Forderung: „Bleiberecht in der Schanzenstraße!“ Immer wieder fragten die Besucher: „Warum soll gerade diese Unterkunft aufgegeben werden?“

Die Politiker hatten ihre Antworten parat. Siegfried Bars (SPD) hielt den Entschluß der Bezirksversammlung, Flüchtlingsunterkünfte in St. Pauli aufzugeben, um die Situation im Stadtteil zu entlasten, nach wie vor für richtig. Die CDU stimmte mit der SPD überein: „Der Stadtteil darf durch die Asylbewerber nicht für Deutsche unzumutbar gemacht werden“, äußerte Karlheinz Sanders.

Aus dem Publikum kamen eindeutige Reaktionen: „Lügner“, wurde den beiden Rednern entgegengerufen. Volker Nienstedt von der GAL warf CDU und SPD vor, „rechte Politik im Bezirk zu machen“. Weiter: „Da knickt die Demokratie ein“. In St. Pauli gebe es keine ausländerfeindlichen Tendenzen, dafür aber stapelweise Unterschriften für das „Bleiberecht“ der Asylbewerber. Seine Parteikollegin Petra Nollenberger bezeichnete die schon angelaufene Umzugsaktion als „Rumgeschiebe“.

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung Helmut Hose (SPD) schloß die Fragestunde nach einer halben Stunde — wie es die Geschäftsordnung vorsieht —, obwohl die Besucher noch Fragen hatten. „Schlaft gut in euren Wohnungen, Deutsche“, rief ein verärgerter Asylbewerber den Abgeordneten zu. Torsten Schubert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen