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Stieringer verhaftet

■ Anwalt soll 11 Millionen in Florida vestecken

Der Bremer Rechtsanwalt Hans-Jürgen Stieringer ist am Montag verhaftet worden, seit gestern sitzt er in U-Haft in Berlin. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 11,6 Millionen Mark aus Treuhandvermögen nach Florida verschoben zu haben. Wegen der hohen Beträge im Ausland bestehe Fluchtgefahr, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Im Frühjahr dieses Jahres hatte der Betrugsskandal zum erstenmal Schlagzeilen gemacht. Die Bremer Karina-Gruppe des mittlerweile verstorbenen ehemaligen FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Heinz Krahmer und ihr Notar Stieringer waren in Verdacht gekommen, im deutschen Einigungsprozeß kräftig abgesahnt zu haben. Ihnen wurde vorgeworfen, mit der Hilfe leitender Angestellter der Bauunternehmen der ostdeutschen Elbo- Gruppe Treuhandmillionen auf eigene Konten geschaufelt zu haben.

Am 19. Februar hatten mehr als 100 Kriminalbeamte an mehr als 31 Orten durchsuchungen durchgeführt und bergeweise Akten sichergestellt, darunter auch im Bremer Anwalts-Büro Stieringers. Ein halbes Jahr wurden die Materialien ausgewertet. Stieringer wurde jetzt in Bremen wegen des „dringenden Verdachts auf Untreue in zwei Fällen“ verhaftet, teilte gestern Bruno Rautenberg, Pressesprecher der Berliner Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittlungen hätten bestätigt, daß 71,6 Millionen Mark aus dem Osten auf Stieringers Notarkonto überwiesen worden waren. „Die sind zurückerstattet worden“, so Rautenberg. 11,6 Millionen aber seien an die Engineering and Management Group Inc. in Florida weiterverschoben worden. Rautenberg: „Die sind weg.“ Nun wird Hans-Jürgen Stieringer erklären müssen, wo das Geld geblieben ist. J.G.

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