Verhaltene Siegesstimmung

■ Die letzte TV-Debatte brachte für Bush keine Wende

Little Rock (taz) – Im nationalen Hauptquartier des Clinton/ Gore-Wahlkampfteams in Little Rock, Arkansas, stehen noch keine Sektflaschen herum. Keine voreiligen Siegesbekundungen, heißt die Devise. Aber ab und zu huscht manchen ein Anflug von Triumph über das Gesicht. „Wußten Sie, daß Bush in Kalifornien nicht mal mehr Sendezeit für TV- Spots gekauft hat?“ fragt Craig Smith, „National Field Director“ im Clinton-Stab, was ungefähr dem Rang eines stellvertretenden Wahlkampfmanagers entspricht.

Und dann kann er sich nicht verkneifen, genüßlich die letzte Umfrage zu zitieren. Demnach kann sein Boss bereits dreißig der fünfzig Bundesstaaten auf der Wahllandkarte für sich beanspruchen. Das entspricht umgerechnet 373 Stimmen im „electoral college“, jenem Gremium, das am Ende den Präsidenten entsprechend der Abstimmung in ihren Bundesstaaten wählen wird. Um zu gewinnen, braucht der Sieger 270 Wahlmänner.

An der mühsam unterdrückten Euphorie wird sich auch nach der letzten Fernsehdebatte am Montag nichts ändern. Präsident Bush wirkte zwar dieses Mal konzentrierter und aggressiver als bei der letzten TV-Diskussion. Doch seine Attacken gegen seinen Herausforderer zeigten in den Meinungsumfragen kaum Wirkung – egal ob es gegen Clintons Wirtschaftsprogramm ging oder um seine Vergangenheit als Vietnamkriegsgegner. Zudem entpuppte sich Ross Perot, der milliardenschwere Präsidentschaftskandidat aus Texas, erneut als Tretmine für die Republikaner. Ungefragt, aber nachdrücklich kritisierte er die Hätschelpolitik der Bush-Administration gegenüber dem Irak bis unmittelbar vor der Invasion Kuwaits. Nach neunzig Minuten schloß Bill Clinton mit seinem Standardsatz: „Es ist Zeit für einen Wechsel.“ George Bush beließ es bei einem eher flehenden Appell: „Ich brauche Ihre Unterstützung.“

Gut informierte demokratische Kreise berichten bereits von hektisch zusammengekritzelten Kabinetts- und Mitarbeiterlisten der zukünftigen Clinton-Gore-Regierung. Im Hauptquartier der Baby- Boomer in Main Street, Little Rock, will man von solchen Spekulationen nichts wissen und nichts gehört haben. Das lenkt nur vom Endspurt ab. „Über so etwas redet hier noch niemand“, beteuert jeder.

Und was tun die Republikaner in Little Rock? Sie bleiben aufrecht und tapfer. Die Nachfrage nach der Pressesprecherin des Bush-Quayle-Wahlkampfbüros wurde mit der Antwort beschieden: „Die kann jetzt nicht. Die mietet gerade Räume für unsere Siegesfeier am 3. November.“ Andrea Böhm