■ Cash & Crash
: Gute Gewinne in der Baisse

„Buy on bad news“, besagt eine alte Börsenregel. Keine schlechte Zeit also für SpekulantInnen, denn die Aktienkurse treten weltweit auf der Stelle. Selbst wenn es in der letzten Zeit einmal zu nennenswerten Kursveränderungen kam, dann zumeist nach unten. Besonders auf dem Frankfurter Börsenparkett ist die Stimmung momentan alles andere als gut. In den vergangenen zehn Jahren konnten die Langzeitanleger trotz gelegentlichem up and down von einem soliden Aufwärtstrend profitieren. Aber damit ist nun Schluß.

Seit Jahresbeginn ist der deutsche Aktienindex (DAX) leicht gesunken, und ein Ende der Baisse ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Obwohl sich der DAX in der letzen Woche wieder um ein halbes Prozent auf 1.461,61 Punkte aufrappeln konnte, funktioniert derzeit nur die gute Markttechnik. Denn kein Tag vergeht, ohne daß renommierte bundesdeutsche Unternehmen ihre Gewinneinschätzungen nach unten revidieren müssen.

Nicht nur, daß die Rezession tragende Industriebranchen wie den Fahrzeugbau und die Maschinenbau- oder Chemieindustrie erfaßt hat; sie weist auch immer eklatanter werdende Strukturprobleme auf. Wen wundert es da, daß die Börsennotierungen der Firmen sich seit einiger Zeit auf dem absteigenden Ast befinden?

Vor allem die Autoindustrie hat es schwer erwischt, seit die gesamte Branche bei den Börsenanalysten in Ungnade gefallen ist. Die Daimler-Aktie war zum Wochenauftakt mit 535,50 Mark kaum mehr wert als vor acht Jahren. Im Sog des „guten Sternes“ riß es auch andere Autowerte nach unten.

Derzeit werden die Stammaktien von 526 Aktiengesellschaften an den inländischen Börsen gehandelt. Das Grundkapital beträgt rund 74 Milliarden Mark, davon entfallen 66 Milliarden auf börsennotierte Stammaktien. Der Kurswert der Stammaktien belief sich Ende September auf 510 Milliarden Mark; im Durchschnitt betrug der Kurswert einer Aktie im Nennwert von 100 Mark noch immer über 700 Mark.

Aber wer spekulieren will, setzt auf weiter fallende Kurse und wirft seine Verkaufsoptionen auf den Markt. Nach den Turbulenzen auf den Währungsmärkten hat sich das herumvagabundierende Kapital den Aktienmärkten zugewandt. Wo viel verloren wird, das wußte schon Goethe, ist manches zu gewinnen. Erwin Single