Ende der dualen Filmförderung?

Kulturbehörde mischt Filmszene mit Geheimpapier auf/Filmfest-Chefin  ■ Schatter geht

Ein „geheimes“ Diskussionspapier sorgt in der Hamburger Filmszene für action. In einem fünfseitigen Papier legt die Kulturbehörde Vorschläge zur Zusammenlegung der wirtschaftlichen und kulturellen Filmförderung dar, die die Behörde zusammen mit einigen Vorständlern des Filmbüros in den letzten Monaten ausheckte. Danach soll eine GmbH, die als alleinigen Gesellschafter die Stadt Hamburg vorsieht, die Bemühungen der Filmförderung unter einem Dach konzentrieren. Derzeit verwaltet das Filmbüro die Mittel der kulturelle

1Filmförderung, der Film Fonds Hamburg trägt die wirtschaftliche Filmförderung, zusammen etwa 16 Millionen Mark. Die Kulturbehörde möchte die Arbeit der geplanten GmbH in vier Bereiche aufteilen: Erstens den Bereich Filmhaus, in dem die verwaltungs-, vermietungs- und personaltechnischen Belange des Zeise-Medienzentrums betrieben werden; zweitens die Produktionsförderung samt Beratung, Betreuung und Akquisition; drittens die Festival- und Veranstaltungsorganisation und viertens den Bereich Promotion, unter dem Marketing,

1Vertrieb, ein Location-Büro und Abspielförderung gebündelt sind. Im bundesweiten Medienstadt-Ranking will Hamburg damit wieder etwas an Bedeutung gewinnen.

Bevor sich Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp (SPD) und der Chef der Senatskanzlei, „Mediensenator“ Thomas Mirow (SPD), am 2. Dezember über die Zettel unterhalten, will die Kulturbehörde ihre Vorschläge vor der Öffentlichkeit verstecken. Ganz so verschlafen ist aber die Hamburger Filmszene nicht. Am vergangenen Dienstag verursachte das Papier bei der Mitgliederversammlung des Filmbüros heftige Diskussionen, die zu einem Mißtrauensantrag gegen den Vorstand führten. Der Antrag wurde von den Mitgliedern abgeschmettert. Doch die Selbstverwaltungsstrukturen der Förderung im Filmbüro stehen nach dem Behördenpapier zur Disposition. Filmbüro- Vorständler Torsten Teichert lehnte die Vorschläge der Behörde zwar im Verein ab, signalisierte aber auch, sie als „Diskussionsgrundlage“ akzeptieren zu können.

Kaum beruhigen kann sich jedoch Michael Eckelt, Geschäftsführer des inzwischen zehn Jahre bestehenden Film Fonds, der die Vorschläge als „Beleidigung für jeden denkenden Menschen, der etwas von Film versteht“ bezeichnet. Das GmbH-Modell sei ein äußerst dünnes Gerüst. Inhaltlich und konzeptionell enthalte das Papier keinen neuen Gedanken. Es sei doch beispielsweise nicht mehr ernst zu nehmen, daß ein so wichtiger Bereich wie Vertrieb und Abspielpolitik in einem Reklameressort wie Promotion verschwinden solle. Oder was werde gespart, wenn die GmbH allein zwölf Aufsichtsräte zu unterhalten habe, während - zum Vergleich - nur vier Personen die neue Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die im Jahr 60 Millionen Fördergelder vergibt, verwalten?

Die Geheimnistuerei der Kulturbehörde kann dem Filmgeschehen in Hamburg in jedem Fall nur abträglich sein. Nun gehören alle Beteiligten an einen Tisch, um über neue Wege nachzudenken. Eine hat sich aus dem Hamburger Film-Zirkus bereits verabschiedet: Filmfest- Chefin Rosemarie Schatter, seit April im Amt und ursprünglich auf drei Jahre verpflichtet, schmiß den Job ohne nähere Angabe von Gründen. Sie reiste gestern nach Köln ab und kommt in der nächsten Woche noch einmal nach Hamburg, um ihre Tätigkeit hier abzuschließen. Daß sie der Hamburger Filmklüngel vertrieb, kann bisher nur gemutmaßt werden. jk