Der W-Bär

■ Aus dem Walde abgeworben: der Weihnachtsbär / Christkindleins Hoffnungsträger

Weihnachten steht vor der Tür, und unsereins steht dahinter und mopst sich.

Allein die Adventskalenderfrage: Normalschoko oder mit Milky Day, den für Alkoholiker oder den mit Spielzeug, die Filzstiefelgirlande oder das Brigitte- Bausatz-Knusperhaus, den Hampelmann oder die Knispelmaus, den mit Glimmer oder mit Glitter, den mit Lebkuchen oder als Kerze?

Was ist zu tun? Wer hilft? Wo soll man hin? Ins Auge des Hurricans, in die Schokoabteilung, damit einen auf der Stelle der süße Schlag treffe und man heiter ins verdiente Koma fiele? Zu kompliziert. Vielleicht ab in den Wald, wo die Adventskalenderwichtel hausen und mit ihren Freunden, den Bärchen spielen? Ach, noch schlimmer, denn die Bären, sie sind nicht so. Sie sehen bloß so harmlos aus! In Wirklichkeit haben sie's faustdick hinter'm Ohr.

Der gemeine Bär hat nämlich seine alte Stelle verlassen und beim lieben Jesulein angefangen. Und da läuft er jetzt Reklame, daß es nur so ein Wohlgefallen ist. Denn das liebe Jesulein ist nicht blöde und hat sich den Werbeträger Nummer Eins an Land gezogen.

Dessen Image ist einfach zu klasse: stark wie Schwarzenegger, schwach wie Obelix, pummelig wie Pu. Und dann hat er doch früher auch mal im Zirkus gearbeitet und ist im Kreis gelaufen mit Musik dazu. Und als Meister Petzfast jeden Kampf gewonnen.

Und darum sieht man jetzt allüberall Bärlein blitzen mit zipfelnden Weihnachtsmützen. Und wenn sie nicht auf der faulen Haut liegen, dann stehen sie neben der Kasse und schmieren uns Honig um den Geldbeutel.

Der Weihnachtsmann hat mittlerweile verbittert in'n Sack gehauen und ist ab in den Wald mit den Tannenspitzen. Genau, zu den Wichteln! Die Wichtel, das kann man sich denken, sind mitverbittert und dazu noch verwaist und haben darum ihren alten Kameraden aus der Erinnerug nachgebildet.

Sie nannten ihn Teddy. Ein Bärendienst.

Claudia Kohlhase