Stresemannstraße: etwas anders, aber besser?

■ Neues Konzept für die Durchgangsstraße: Tempo 30 bleibt, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, Busspur kommt weg

Weniger Autos, weniger Lärm und bessere Luft — eine Verkehrsberuhigung mit beachtlichen Erfolgen. Bausenator Eugen Wagner listete gestern, rund eineinhalb Jahre nach den Straßenblockaden von AnwohnerInnen auf der Stresemannstraße, die Folgen der erzwungenen Verkehrsberuhigung auf. Doch trotz der positiven Ergebnisse soll die Verkehrsführung auf dem beruhigten Teilstück der Hauptverkehrsstraße wieder geändert werden. Ein Konzept stellte Wagner gestern der Presse vor.

Drei Wochen lang war nach dem Verkehrstod eines Mädchens im September 1991 auf der Stresemannstraße nichts mehr gelaufen. Dann gab der Senat den Forderungen der AnwohnerInnen nach: Die Fahrbahn wurde über 800 Meter auf zwei Spuren verengt, Busspuren eingerichtet und zwischen Lerchenstraße und Missundestraße Tempo 30 verordnet.

Die Konsequenzen schilderte gestern Jörn Ingelmann von der Verkehrsplanungsabteilung: „Der Pkw- Durchgangsverkehr reduzierte sich um ein Drittel, von täglich 42000 Autos auf 27000 und der Lkw-Verkehr um 10 Prozent.“ Beachtlich auch: Die Stickstoffdioxid-Werte (Autoabgase) wurden halbiert und der Lärm veringerte sich teilweise sogar um drei Viertel. Erfolg auf ganzer Linie also?

Nicht nach Ansicht des Bausenators. Die täglichen Staumeldungen veranlaßten ihn bereits im vorigen Herbst, ein Verkehrsgutachten erstellen zu lassen. „Unsere Zielvorgaben lauteten“, so der Bausenator, „Stabilisierung der Verkehrsbelastung, Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer, keine zusätzlichen Behinderungen für den Busverkehr und Beibehaltung von Tempo 30.“

Und so soll es zukünftig gehen: Zwischen Missunde- und Juliusstraße kommen die Busspuren weg. Statt dessen: einspurige Straßenführung, aber mit einer verbreiterten Fahrspur. Hier soll mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. Weiterhin Tempo 30, eine bessere Ampelschaltung soll den Verkehr flüssig herausleiten. Nur am Anfang und am Ende des Teilstücks bleibt die Busspur erhalten, „damit dort ein Stau umfahren werden kann“.

Geschätzte Kosten: rund sieben Millionen Mark. Dem Schwerlastverkehr könne man so aber nicht beikommen, räumte Ingelmann ein, dies bedürfe anderer Konzepte. Die Abstimmung mit Anwohnern, Bezirkspolitikern, Senat und Bürgerschaft werde voraussichtlich 1993 in Anspruch nehmen, so Wagners Einschätzung. Erste Beurteilung der Stresemann-Initiative: „diskussionswürdig“. Zu kritisieren sei jedoch, daß ein Gesamtkonzept gegen den Lkw-Verkehr und die Gefahrenguttransporte fehle.

Sannah Koch