Kompostieren ohne Gestank

■ Quadratische Schnellkompster gibts bei den Bremer Recyclinghöfen

“Kompost stinkt und zieht Fliegen an!“ Eines der ältesten Vorurteile unwissender StädterInnen ist durch einen Besuch bei einem der Bremer Recyclinghöfe schnell zu widerlegen. Eine Prise Abluft aus dem dort erprobten Komposter-Sortiment überzeugt selbst Nasenmenschen: Das riecht nach Waldboden!

Allerdings wird der Komposter in einem freundlich verwilderten Ökogarten garantiert zum zweifelhaften Blickfang: Fürchterlich quadratisch, durchschnittlich zwischen 50 bis 70 Zentimeter breit, einen dreiviertel bis einen Meter hoch, wird er die VerfechterInnen natürlicher Linienführung provozieren.

Die Fans des Metallic-Looks dagegen können triumphieren: die neueren Kompostergenerationen sind aus verzinktem, recycelten Lochblech hergestellt. So ein Glanz! Innen dämmt Jackodur- Kunststoff die Hitze und den Geruch. Und sollte der Komposter seinen Dienst getan haben, können die Bestandteile recycelt werden. Aber Geduld: „Mindestens zehn Jahre Lebensdauer“ räumt Horst Wilken vom Recyclinghof Findorff dem Gerät ein.

Er ist von den Vorzügen des Apparates überzeugt: „Für einen Komposter sprechen in Bremen vor allem die handtuchgroßen Gärten.“ In dem viereckigen Komposter-Kasten mit Deckel können die organischen Abfälle sich so zersetzen, daß es auch den NachbarInnen nicht stinkt. Schneller als mit einem herkömmlichen Komposthaufen geht es außerdem: zweimal im Jahr können sie Kompost „ernten“.

Aber Achtung: Bei der Anschaffung eines Komposters (Preis: ab ca. 180 DM für 150 l Volumen) ist allerhand zu überlegen. Zuerst müssen Sie sich vom herkömmlichen Mülldenken befreien! Wer gewohnt ist, Abfall nach dem Mülltonnenprinzip zu errechnen: 30 Liter pro Nase pro Woche, muß umdenken! Das Komposter-Volumen wird aus der Gartengröße erschlossen, nicht aus Ihrer Abfallmenge. Schließlich will der Humus auch wohin. Und, ganz wichtig: Kompost ohne Trockenmaterial, wie Gras und Gartenschnitt, gelingt selten gut.

„Wozu überhaupt ein Extra- Gerät kaufen?“, werden kritische Geister einwenden, „schließlich wurde der Kompost nicht erst mit der Ökowelle erfunden!“ „Das stimmt, es geht auch ohne“, bestätigt Klaus Prietzel, Biologe am Findorffer Recyclinghof. Aber von einem Haufen organischen Abfalls bis zu einem guten Kompost ist es ein langer Weg. Ein bißchen Ahnung muß man schon haben, sonst vererdet die Masse nur.

Das wissen die MitarbeiterInnen der Recycling-Höfe genau. Beratung steht deshalb ganz oben auf der Liste ihrer Aufgaben. „Umso schwerer wiegt die Tatsache, daß mit dem Wegfall der ABM-Stellen die Beratungsarbeit gefährdet ist“, sagt Klaus Prietzel. „Aber wir suchen nach Auswegen auf allen Ebenen!“ ede