Die Welt der Mutterfamilie

■ Studie zu einer alternativen Lebensform: die unverheirateten Mütter

Die Welt der Mutterfamilie

Studie zu einer alternativen Lebensform: die unverheirateten Mütter

Die These ist populär: Die wachsende Zahl der ledigen Mütter von heute will ein Kind, aber keinen Mann. Das Kind wird geplant, ein Mann als Erzeuger gesucht und anschließend wieder abgeschoben. Die Alternative: Die arme Frau wurde vom Kindsvater sitzengelassen.

Daß beide Thesen so nicht stimmen, hat die Oldenburger Soziologin und Familienforscherin Prof. Rosemarie Nave-Herz herausgefunden: Unverheiratete Mütter wurden meist ungewollt schwanger, haben sich dann bewußt für das Kind entschieden - und häufig ging mit dieser Entscheidung die Partnerschaft in die Brüche.

Die Untersuchung der Familienforscherin basiert auf ausführlichen Interviews mit 26 ledigen Müttern und 177 standardisierten Befragungen, und sie räumt nicht nur auf mit der Vorstellung der hochgebildeten Karriere- und Baby-Planerinnen: die ledige Mutterschaft angestrebt hat keine der Befragten. Sie alle wurden ungewollt schwanger. Doch vor die Entscheidung zwischen Partner, Kind oder Abtreibung gestellt, war den meisten Frauen die Familie wichtiger als eine Ehe. Die nicht-institutionalisierte Beziehung, so fand Nave-Herz heraus, belastet die jungen Mütter; die Partnerschaft muß neu ausgehandelt werden, neue Beziehungsprobleme tauchen auf. Das und die Kindererziehung obendrein fanden viele Frauen so belastend, daß sie — aus eigener rationaler Überlegung (53%) oder mit dem Partner zusammen (34%) — die Entscheidung getroffen haben, sich zu trennen. Wieder eine „Mutterfamilie“ mehr.

Doch eine generelle Ablehung gegenüber der Ehe konnte Nave- Herz nicht feststellen: Lediglich 17 Prozent der Mütter gehörten zum Zeitpunkt der Geburt zu den erklärten Ehegegnerinnen. 83 Prozent lehnten eine Heirat nicht generell ab. Daß trotzdem nur noch knapp 9 Prozent der Befragten mit dem Kindsvater zusammenlebten, hängt mit der Skepsis der Frauen gegenüber dieser speziellen Partnerschaft zusammen — die „Ehe um jeden Preis“ muß es heute also auch nicht sein.

Der Schluß der Familienforscherin: die „Mutter-Familie“ grenze sich nur selten bewußt von der Zwei-Eltern-Familie ab und sei eine „subjektiv bejahende Familienform“ im Zuge des Individualisierungsprozesses der Gesellschaft — eine bewußt gewählte alternative Lebensform. skai