Ausländerbehörde will 10jährigen abschieben

■ Obwohl ihre Mutter in Hamburg lebt, sollen Eric (10) und Diana (16) zurück nach Ghana / Mutterschaft angezweifelt

/ Mutterschaft angezweifelt

Eigentlich fehlt nur ein Papier. Eine Bestätigung aus Ghana, daß Eric Adane und und Diana Adofo die Kinder der Frau sind, die sie im Sommer 1990 nach Hamburg holte. Doch weil es der Mutter nicht gelang, das Dokument aus dem afrikanischen Land zu bekommen, schaltet die Hamburger Ausländerbehörde auf stur. Die zehn- und 16jährigen Kinder sollen zurück in ihr Heimatland, obwohl es dort niemand gibt, der für sie sorgt.

Gestern nun haben sich Lehrer und Schüler der Gesamtschule Wilhelmsburg für ein Bleiberecht der Geschwister stark gemacht. Da beide hier Freunde hätten und in der Schule gut integriert seien, sei es nötig, sie hier zu behalten, forderte Dianas Lehrer Ewald Leppin. Ihr Lebensweg sei bisher so chaotisch gewesen, daß sie dringend Kontinuität nötig hätten.

Dianas Mutter war 15 Jahre jung, als sie ihre Tochter bekam. Nach der Geburt von Eric, der den Namen der Großeltern annahm, trennte sie sich von ihrem Mann und kam in die Bundesrepublik, wo sie einen Deutschen heiratete. Die Kinder wuchsen bei der Großmutter auf und nach deren Tod bei der Stiefmutter. Weil diese sie schlecht behandelte und nicht zur Schule gehen lies, bat Diana ihre Mutter, sie nach Deutschland zu holen. Was sie dann auch tat.

Doch da die Frau die Existenz ihrer Kinder bis dato verschwiegen hatte, will die hiesige Ausländerbehörde sie jetzt nicht anerkennen. „Es bestehen Zweilfel, ob sie die leibliche Mutter ist“, erklärte Behörden-Refernt Smekal der taz. Man habe die Aufenthaltserlaubnis abgelehnt, weil die Voraussetzung für eine Familienzusammenführung fehlte. Die Mutter zog bis vors Oberverwaltungsgericht — ohne Erfolg. Da bereits „aufenthaltsbeendigende Maßnahmen“ eingeleitet wurden, kann jetzt nur noch der Eingabenausschuß der Bürgerschaft die Abschiebung verhindern.

Doch der ganze Fall ist noch komplizierter. Im Dezember'92 kam Diana in öffentliche Erziehung. Sie hatte sich mit der Mutter nicht verstanden, war von ihr geschlagen worden. Der Fall kam vors Gericht, das Eric und Diana einen Amtsvormund bestellte. Neben dem Wilhelmsburger Lehrern und der GEW hat auch er in der Bürgerschaft eine Petition eingereicht. „Ich habe mir ein umfassendes Bild über die Lage der beiden gemacht“, erklärte Vormund Manfred Gutke gestern vor Journalisten. Da sich der Vater in Ghana nicht um die beiden kümmern wolle, sei es am

1besten, sie blieben hier.

In der Ausländerbehörde ist man sich derweil der Konsequenz der Handlungen nicht bewußt. Nein, es gebe noch keine Überlegungen,

1was mit den Kindern in Ghana passiert, sagte Smekal auf Nachfrage. Aber da über der Eingabeausschuß noch nicht entschieden habe, seien solche Überlegungen verfrüht. kaj