Tips fürs Reisefahrrad und das richtige Zubehör

TIPS FÜRS REISEFAHRRAD UND DAS RICHTIGE ZUBEHÖR

Das Reisefahrrad:

Mal vorneweg: Wer mit einem Mountainbike Radtouren mit Gepäck und über längere Strecken auf sich nimmt, macht es sich unnötig schwer. Diese Dinger sind für den Off-Road-Einsatz, heftige Kurzstrecken und städtische Bordsteinkanten, aber nicht für langes entspanntes Radeln auf Asphalt oder guten Sandwegen konstruiert.

Auch Alpenpässe bezwingt man mit guten Reiserädern erheblich leichter. Natürlich lassen sich lustvolle Radtouren auch mit Mountainbike, Hollandrad oder gutem altem deutschen Dreigangrad machen — es ist nur längst nicht so ergonomisch und angenehm. Um es etwas überspitzt zu sagen: Man kann schließlich auch mit einem klapprigen Traktor auf Campingreise gehen.

Ø Ein langgezogener hochwertiger Rahmen — ein gutes Stahlrohr ist hier immer noch unübertroffen — sorgt für gute Federung, ermöglicht langes ermüdungsarmes Fahren und eine optimale Straßenlage, die auch bei viel Gepäck das Rad nicht „flattern“ läßt. Wichtig ist es, das Reiserad auf die eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse abzustimmen — ein niedriger Rahmen ist sportlicher, ein hoher komfortabler. Unverzichtbar ist eine gut abgestimmte Kettenschaltung (jawohl, 18 und 21 Gänge machen Sinn), weil nur so der gleichmäßige „runde Tritt“ erreicht werden kann. Wer bislang stampfend der Dreigang-Nabenschaltung frönte: Gleichmäßiges schnelles Kurbeln ist ergonomisch jeder Kraftmeierei überlegen.

Ø Bei Reifen und Felgen muß man einen Kompromiß zwischen Stabilität und geringem Rollwiderstand eingehen. Ich fahre schmale Felgen mit 28er Bereifung, die sich auch auf skandinavischen Sandstraßen optimal bewährt haben. Flitzer gehen runter bis auf 23er, viele altgediente Fernradler schwören auf ihre 32er-Breite. Bei Reifen darüber nimmt der Rollwiderstand sprunghaft zu.

Ø Preis und Leistung: Gerade bei langen Radtouren macht sich eine hohe Qualität der einzelnen Radkomponenten sehr positiv bemerkbar. Umgekehrt kann ein teures Reiserad seine Qualitäten im Stadtalltag kaum ausspielen. Unter 800 - 900 Mark wird es dennoch kaum abgehen, und bis 3000 - 4000 Mark wirkt sich Geldausgeben noch radelfördernd aus, darüber hinaus ist es eine gepflegte Form der Geldvernichtung.

Das richtige Zubehör:

Sich schon mal halb totgelacht über perfekt ausgestattete Radler?! Ich auch. Inzwischen habe ich jedoch die Annehmlichkeiten vieler auf den ersten Blick lächerlicher Kleinigkeiten schätzen gelernt:

Ø Ein „eingerittener“ Ledersattel läßt Schweiß durch und paßt sich dem Hintern perfekt an.

Ø Radlerhosen mit Ledereinlage verbessern den Sitzkomfort und verhindern Wundscheuern. Hosen aus hochwertigen Kunstfasern lassen sich unterwegs besser waschen, der Komfort ist dem Leder vergleichbar.

Ø Handschuhe mit Polsterung verhindern eingeklemmte Armnerven, wie es beim stundenlangen Aufstützen passieren kann, und Sonnenallergien auf dem Handrücken.

Ø Radlerbrillen schützen vor Sonne und Insekten, ein Lüftungsschlitz verhindert das Beschlagen.

Ø Helme und Mützen empfehlen sich gegen Unfall und Sonne.

Ø Reflektorgurte wirken prima, die Erfahrung zeigte, daß sie Autofahrer dazu bewegen, in weit größerem Abstand zu überholen.

Ø Bei viel Gepäck: Fahrradtaschen auch vorn auf der Achse (Low Rider); das Gepäck möglichst immer mit Schwerpunkt nahe der Achsen verstauen oder alternativ einen guten Anhänger verwenden, der an der Hinterachse befestigt wird (leider noch immer sehr teuer).

Ø Vernünftige Rückspiegel sind leider noch viel zu wenige im Angebot, deshalb empfehlen sich leichte Mopedspiegel.

Ø Gute Landkarten: Bei Deutschlandtouren sind sowohl die grüne Radtourenkarte des Haupka-Verlages als auch die neue blaue ADFC- Radtouren-Karte empfehlenswert. Die grüne Karte ist etwas übersichtlicher und klassifiziert das Straßennetz nach der Befahrenheit; die blaue Karte enthält mehr Informationen, zum Beispiel Höhenlinien und Fernradwege, ist aber unübersichtlicher und erst dann richtig von Vorteil, wenn man sich auf die vorgeschlagenen Fernradelrouten einläßt. fm