Vier Gewerbeflächen zur Debatte

■ Senatoren Wirtschaft und Umwelt bis jetzt ohne Konsens / Morgen Koalitionsausschuß

Wenn morgen um 18 Uhr der Koalitionsausschuß zur Hemelinger Marsch im Rathaus zusammentrifft, werden zwei Senatoren ihre vom Senat aufgetragenen Aufgaben nicht erledigt haben: Bis kommenden Dienstag sollten die Ressorts Wirtschaft und Umwelt ein gemeinsames Gewerbeflächenprogramm vorlegen. Das aber wird nicht geschehen. Insgesamt gibt es vier Dissenspunkte, die partout nicht unter den Koalitionshut passen.

Der Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) hat in seinem hausinternen Integrierten Flächenprogramm für Gewerbe und Dienstleistungen in der Stadt Bremen insgesamt 122 Hektar ausgewiesen, die der Umweltsenator unberührt lassen will. Im einzelnen sind das

-50 Hektar in der Hemelinger Marsch für den Technologiepark Hemelingen

-32 Hektar Fläche im Bereich Universität

-23 Hektar an der Ritterhuder Heerstraße für ein Handels- und Dienstleistungszentrum

-17 Hektar für einen Bürostandort an der Franz-Schütte-Allee

Das integrierte Flächenprogramm aus dem Hause Jäger hat in diesem Konflikt seine eigene Geschichte. Nach Zuständigkeit ist nämlich der Umweltsenator derjenige, der einen Rahmenplan für die Gewerbeflächen vorlegen muß. „Das hat Fücks aber nicht gemacht, und deshlab sind wir von uns aus initiativ geworden“, erklärte der Wirtschaftssenator in der letzten Woche. Aus Fücks Sicht ist es denn wohl auch mehr ein Wunschzettel als ein Rahmenplan geworden, und dagegen opponiert der Umweltsenator jetzt. Er will mehr Brachflächen im Innenstadtbereich reaktivieren. Seine Vorschläge im einzelnen: Anstelle der Hemelinger Marsch, von denen bis 1997 von 50 Hektar ohnehin nur ca 20 erschlossen werden sollen, sollte ein Gelände am Ölhafen (19 Hektar) reaktiviert werden. Für das Dienstleistungszentrum Nordwest, das Jäger in der Ritterhuder Heerstraße ansiedeln will, bietet Fücks eine Fläche im Fuldahafen an. Bis 1997 will Jäger von den 23 Hektar um die Ritterhuder Heerstraße 8 Hektar nutzen, soviel stehen etwa auch im Fuldahafen zur Verfügung. Die Flächen für die Bürolandschaft an der Franz- Schütte-Allee will Fücks ebenfalls in den Ölhafen verfrachten, auf die Südseite. Das Gewerbe, das bei der Uni weiter angesiedelt werden soll, hat nach Fücks auf dem Gelände des alten Güterbahnhofes in der Neustadt Platz.

Eine Annäherung der Positionen über das Wochenende ist kaum zu erwarten. Fücks hat mehrmals betont, daß die Marsch mit ihm nicht zu machen ist, Jäger wiederum lehnt die Alternativstandorte von Fücks ab. Die seien ohnehin später als Gewerbeflächen vorgesehen. Außerdem, so hat Jäger berechnen lassen, seien die Flächen um etwa ein Drittel teurer als die, die er ausgeguckt hat.

Fücks hat ausgerechnet, daß der durchschnittliche Flächenverbrauch, den Jäger avisiert hat, mit 44 Hektar pro Jahr um 15 Hektar über dem durchschnittlichen Flächenverbrauch der letzten Jahre liegt. Jäger kontert: Die Hemelinger Marsch ist ökologisch nicht wertvoll und bietet langfristig 3.500 Arbeitsplätze. Fücks sagt: Wirtschaftliches Wachstum gedeiht auf qualitativ guten Flächen in der Innenstadt, Jäger will ein ausreichendes Angebot an Hektar aus Konkurenzgründen mit dem niedersächsischen Umland. Insgesamt geht es zwischen den Vorstellungen von Wirtschaft und Umwelt um eine Flächendifferenz von 122:56 ha. Beide Ressorts sind sich aber einig darüber, das ihnen bis 1997 jeweils 47 Hektar neu ausgewiesene Gewerbeflächen ausreichen würden. Die Differenz lauert erst in der Zeit danach.

mad