Monogam bis multikulturell

■ Hattig zieht Töpfer durch den Gerstensaft

Wer sich zum Hattig begibt, kommt darin um. Diese leidvolle Erfahrung mußte am Donnerstag abend der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Klaus Töpfer (CDU) im Festzelt der Beck's- Brauerei machen. Zum elften Mal eröffnete dort Beck's-Chef Josef Hattig die Maibock-Saison. Für den ersten Schluck beim fröhlichen Lallali auf das Starkbier organisiert sich die Bremer Großbrauerei immer einen Politpromi, den sie dann gehörig durch den Gerstensaft zieht.

Töpfer als grüner Punkt der Schwarzen, da warnte Hattig: „Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen.“ Der Bundesminister „mit libidinösem Verhältnis zum Bier“ sei dafür bekannt, daß er „lieber dort ist, wo die Orden verliehen als da, wo sie verdient werden“.

Das schmeckte der Festgesellschaft, die buntgewürfelt war — „von monogam bis multikulturel“ (Hattig). Ihr Durst auf Bockbier wurde nur noch vom Brand auf Boshaftes überboten, und Hattig hatte reichlich. Schelte auf die Ampel (“eine Ehe von Potenz und Impotenz mit Hoffnung auf Nachwuchs“) und für die Opposition: „Die spielen wie Werder beim 0:3 in Frankfurt, als ginge es nicht um die Deutsche Meisterschaft“; Schelte selbst für die Gäste: die hatten sich, so der Gastgeber, „durch das Leeren von Krügen einen lebenslangen Pensionsanspruch auf Bockbier“ gesichert.

Töpfer suchte die Gegenoffensive. „Genossen“ redete er die 1.500 Bockbegeisterten an, dann eine Kunstpause...: „... habe ich schon viele Biere“, So hatte der Bundesminister schnell sein Pulver verschossen. Vom Reinheitsgebot kam er zum Bierschutz, „der dann auch zum Naturschutz gehört“, und dann schraubte sich Töpfer in philosophische Höhen: „Wenn alles in allem ist, was ist dann das Reinheitsgebot?“ Das Niveau könnte Töpfer dann nur noch einmal erreichen, als er vom Maibock als Bioindikator für Naturschutz sprach, insgesamt aber hatte Hattig den Bundesumweltminister souverän unterm Tisch aufgebockt.

mad