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Heyme verzichtet auf Abfindung

■ Der Intendant des Bremer Theaters ist weich geworden: Jetzt will ihn der Aufsichtsrat noch schneller loswerden

Hansgünther Heyme verzichtet darauf, für seinen Rücktritt auch noch eine Abfindung einzusackeln. Das bestätigte gestern Kultursenatorin Trüpel auf taz-Anfrage. Letzten Donnerstag hatten Heymes Anwälte vor dem Aufsichtsrat der Theater- GmbH mit der weißen Fahne gewedelt; damit gingen erbitterte Verhandlungen zu Ende.

Der scheidende Intendant des Bremer Theaters hatte wochenlang eine enorme Summe verlangt und von seinen Anwälten verfechten lassen — bis zum letzten Moment, dem Moment nämlich vor dem schon allseits erwarteten Eklat: Noch kurz vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag war von einem Einlenken nichts zu hören gewesen, und Helga Trüpel hauste schon sichtlich am Rande der Geduld. Jetzt hat sie gewonnen: Heyme wird, wenn er abtritt, also am Ende der nächsten Spielzeit, bloß eine Art „Übergangsgeld“ bekommen, wie es Helga Trüpel nannte, „ein bißchen Geld für den Umzug und so.“

Vielleicht wird er auch noch früher umziehen, als er dachte. Jetzt will nämlich die Senatorin, wo ihr Feind eh schon weich ist, daß er auch noch früher als geplant sein Amt verläßt. Hinter diesem Ansinnen steht die geballte Einigkeit des Theater- Aufsichtsrates, sagt Helga Trüpel: „Der Aufsichtsrat hat mich beauftragt, mit Herrn Heyme bis zum 30. April über einen vorzeitigen Abgang zu verhandeln“.

Auch der Betriebsrat des Theaters will es mit seinem Intendanten gar nicht mehr aushalten: „Wenn er möglichst bald sein Amt abgeben würde, das wäre eine gute Lösung für das Haus“, sagt Helmut Reich, der Betriebsratsvorsitzende. „Sehen Sie, das würde ja auch ihn von einer Last befreien“, sagt er, „nein, für uns wäre das überhaupt kein Problem, wir kämen ein Jahr lang ohne Intendanten umstandslos klar“.

Mehr will Reich gar nicht sagen; im Hause aber hört man es klagen aus allem Ecken. Heymes Führungsstil sorgt für Gerumpel, die Technik hat, mangels Aufgaben, langweilige Tage, verpatzte Premieren nerven.

Jetzt ist übrigens auch noch die Ersatzpremiere für die erkrankte „Endstation Sehnsucht“ ausgefallen. Die Unglücksregisseurin Inge Andersen wollte ihre in Essen schon ausgebuhte Version von „Spiel's noch einmal, Sam!“ in die Bresche werfen, allein es wurde den Leidtragenden zu bunt: zwei nicht genannt werden wollende Schauspielerinnen sagten „Mit uns nicht!“ und stiegen kurzerhand aus. Manfred Dworschak

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