"Schmerzhafte Erkenntnis für Monica"

■ taz-Mitarbeiterin Claudia Thomsen im Gespräch mit Jana Novotna

INTERVIEW

»Schmerzhafte Erkenntnis für Monica« taz-Mitarbeiterin Claudia Thomsen im Gespräch mit Jana Novotna

Es war eine Freude, ihr Match gegen Steffi Graf zu verfolgen, herzlichen Glückwunsch. Sie wirkten auf der Pressekonferenz kurz danach sehr entspannt. Keinerlei Enttäuschung über die Niederlage?

Es ist keine Enttäuschung gegen Steffi zu verlieren, niemals. Obwohl ich sie schon dreimal schlug, bin ich auch über meine jetzige Spielweise sehr glücklich. Ich nehme es als eine Vorbereitung auf zukünftige Matches gegen sie.

Möchten sie noch etwas zu dem unerwarteten Attentat bemerken, was auf Monica Seles vor zwei Tagen verübt wurde?

Ich hoffe, daß bei zukünftigen Turnieren entsprechende Schutzmaßnahmen verhindern, daß sich so etwas jemals wiederholt. Wirklich schmerzhaft wird für Monica wohl die Erkenntnis sein, was alles noch hätte passieren können. Ihre mentale Stärke, die sie nicht nur auf dem Court besitzt, wird ihr hoffentlich helfen, bald gesund zu werden und zu ihrer ursprünglichen Spielstärke zurückzufinden.

Sie sind eine der wenigen Serve- and-Volley-Spielerinnen im Frauentennis. Glauben sie, daß ihr Stil einen Trend markiert?

Nein, ich glaube, daß der Trend zukünftig mehr zum amerikanischen Tennis geht, welches von der Grundlinie aus gespielt wird. Nur sehr wenige Spielerinnen sind in der Lage, aggressives Angriffstennis, für das immer noch Martina steht, zu spielen.

Ihr Trainingsaufwand?

Vor Turnieren vier bis fünf Stunden täglich.

Im Citizen-Cup-Magazin wird behauptet, daß die Verbesserung ihres Spiels „nicht das einzige gewesen sein konnte, was Mandlikova ihr gegeben haben muß“. Für meinen Geschmack eine Anspielung, möchten sie etwas dazu sagen?

Ja. Vor vier Jahren, bevor Hana Mandlokova begann mich zu trainieren, wußte ich nicht wirklich, was professionelles Tennis heißt. Ich war lediglich eine gute Doppelpartnerin und zudem reichlich übergewichtig. Durch sie habe ich nicht nur mein Verhalten auf dem Court und meine Einstellung zum Tennis verändert, sondern auch mein Aussehen und die Art mich zu präsentieren.

Ihre Trainerin gilt als sehr dominant. Wie beurteilen sie diese Eigenschaft?

Hana überträgt etwas von ihrer Dominanz auf mich, sie macht mein Denken schneller und mein Spiel besser. Ich brauche das, da ich eher eine sehr zögerliche Art habe. Für unsere Trainer-Spieler-Beziehung ist es sehr gut, da sie ist, wie sie ist.

Sie werden in der Regel als kühl und introvertiert beschrieben ...

Die Menschen gehen wohl immer davon aus, wie ich mich auf dem Court verhalte. Ich schätze mich als sehr offen ein und mit einer guten Art von Humor ausgestattet. Ich gehe beispielsweise gerne tanzen – vor allem wenn Madonna gespielt wird.