Gebärdensprache

■ Betr.: CDU-FDP-GAL unisono gegen Schulversuch, taz vom 31.03.93

Betr.: CDU-FDP-GAL unisono gegen Schulversuch, taz vom 31.03.93

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind betroffene Eltern der Selbsthilfegruppe für cochlea-implantierte Kinder im Raum Hamburg. Wir können die von Herrn Prof. Prillwitz gemachten Aussagen: „Die Implantation von Mikro- Chips im Ohr ist eine umstrittene Sache, für Kleinkinder auch gefährlich. Selbst bei erfolgreichem Einsatz ermögliche es nur Höreindrücke, keine Sprache.“, in keinster Weise bestätigen.

Unsere Kinder haben teilweise seit 1 1/2 Jahren ihr Chochlea-Implantat. Sie sind gut entwickelte, fröhliche Kinder, deren Sprache sich laufend fortentwickelt. Der Einsatz von Gebärdensprache nach der Implantation bzw. Anpassung des Sprachprozessors war und ist nicht erforderlich. Hörmäßig waren die Kinder z.Z. der Anpassung auf dem Stand eines Neugeborenen. Nach der Anpassung mußten den Kindern die Höreindrücke bewußt gemacht werden. Dadurch wurden sie für Hören und Sprache sensibilisiert. Heute haben sie ein beachtliches Sprachverständnis und sind in der Lage, sich sprachlich zum Teil in 2- und 3-Wort-Sätzen mitzuteilen.

Wir sind froh und dankbar, daß unsere Kinder mit einem Cochlea- Implant versorgt werden konnten. Sie werden in der hörenden Gesellschaft selbständig leben können, ohne auf Gebärdensprachdolmetscher (DGS) angewiesen zu sein. Nach Erwerb der Lautsprache können unsere Kinder selbst entscheiden, ob sie zusätzlich die Gebärdensprache (DGS) erlernen wollen, um sich damit Zutritt zur Gemeinschaft der Gehörlosen zu verschaffen. Der umgekehrte Weg scheint uns nicht möglich. Selbsthilfegruppe für chochlea-implantierte Kinder, i.A. Renate Hoppe