Ein ziemlich ungeliebter Sandkasten

■ Tennis: Baby-Bum-Bum Marc-Kevin Goellner, Bum-Bum Boris Becker und Vorjahressieger Stefan Edberg ausgeschieden

Baby-Bum-Bum Marc-Kevin Goellner, Bum-Bum Boris Becker und Vorjahressieger Stefan Edberg ausgeschieden

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2åLange Gesichter für Inhaber von Centre-Court-Karten gestern mittag. Auf dem Hauptplatz spielte zwar der Weltranglistendritte, Stefan Edberg aus Schweden, gegen den Spanier Emilio Sanchez. Doch das Interesse galt vielmehr der Begegnung auf dem Nebenplatz M1, dem Aufeinandertreffen von Marc- Kevin Goellner und Andrei Chesnokov. Im Gegensatz zu dem Turnier in der Vorwoche, als die Eintrittsbillets für sämtliche Plätze galten, gibt es beim Männerturnier eine Zweiklassengesellschaft: die Besitzer von Nebenplatzkarten und die von Centre-Court-Plätzen.

Auf den fast überfüllten Tribünen des Nebenplatzes gab es nach dem Spiel nur artigen Applaus für den Shooting-Star Marc-Kevin Goellner. Daß er sich nicht bemüht hätte, daß er nicht versucht hat sein Bestes zu geben, bezweifelte kein Zuschauer nach der 1:6, 6:4 und 3:6 Niederlage des Neussers. Nervosität wurde von seinem Coach, dem ehemaligen Davis-Cup- Spieler Andreas Maurer als Hauptgrund für die Niederlage angegeben. Jugendlich ungestüm ließ es Goellner an der für das Sandplatzspiel so nötigen Geduld fehlen. Der Computer, der die Spielstatistiken ausspuckt, hat beinah getiltet, wäre um ein Haar also von selbst ausgegangen, als er die Unforced-Error- Statistik Goellners ausdruckte: 55mal ohne Zutun des Gegners den Ball verschlagen. Ein zu bejubelnder Deutscher sozusagen weniger im Turnier.

Auf dem Centre Court mußte unterdes ein weiterer ausscheiden. Daß das ausgerechnet wieder einmal Bobele treffen sollte, wurde von den Zuschauern mit gemischten Reaktionen aufgenommen. Denn: Bernd Karbacher besiegte Becker 6:3 und 6:4 und sorgte so für eine der Überraschungen des Tages. Dem 25jährigen Münchener gelang es immer wieder, einen ziemlich müde erscheinenden Becker mit kraftvollen Rückhandschlägen über den Platz zu jagen und

1den Leimener ausgerechnet in dessen Lieblingsdisziplin, dem Netzangriff, zu übertreffen. Die Nummer 76 der Weltrangliste zieht so zum ersten Mal in ein Viertelfinale am Rothenbaum ein, das Becker im Vorjahr noch problemlos erreichte.

Ans Vorjahr auch dachte Stefan

1Edberg. An damals, als der Hamburger Rothenbaum zum Regenbaum mutierte, die Bälle sich mit Wasser vollsogen, der Platz immer langsamer wurde, ein serve-and- volley-Spiel nahezu unmöglich schien und er, der Angriffsspieler in der Weltspitze, trotzdem dieses

1Turnier gewinnen konnte. Gestern war der Platz trocken, hart und schnell und Edberg verlor gegen den Sandplatzspezialisten Emilio Sanchez mit 6:4, 6:7 und 4:6. Der Vorjahresfinalist Michael Stich spielte bei Redaktionsschluß noch gegen Thomas Muster. kader