Hinter die Staffelei geschaut

■ „Offene Ateliers“: Bremer KünstlerInnen haben eine Woche lang Haus der offenen Tür

Diese Ausstellung ist wie ein Adventskalender. Mit ihren hundert Bildchen ist sie aber auch im Mai schön. Sie ist wie stundenlanges Schlüsselloch- Gucken. Oder wie sooo viele Überraschungs-Eier, daß man gleich platzt.

OFFENE ATELIERS heißt die Ausstellung und wird am Samstag im alten Penny-Markt im Ostertor-Steinweg eröffnet. Mit ihr stellt der Bremische Verband Bildender KünstlerInnen (BBK) die Arbeiten seiner Mitglieder vor. Wie jedes Jahr.

Ungewöhnlich ist an dieser Ausstellung nicht allein ihre Präsentation: Die hundert Exponate, säuberlich aufgereiht an der kahlen Wand des Selbstbedienungsladens von damals, stammen aus hundert verschiedenen Ateliers in Bremen und Worpswede. Und weil sie als Originale nie nimmer auf die Ausstellungsfläche von dreihundert Quadratmetern gepaßt hätten, wurden sie auf Dia-Format geschrumpft. Und in Guckis an der Wand gesperrt. Die hängen auf ein Meter siebzig Sichthöhe, und erst ein leichter Druck auf das Rähmchen bringt das Bild vom Kunststück zum Leuchten. Den Wächter von Nina Beckman zum Beispiel, diesen vernagelten Lattenmann aus alten Brettern. Im Original ist er zwei Meter sechzig hoch. Oder die gerupften Federviecher von Herve Maillet. So gemütlich haben die beiden Hühnchen sich zum Nacktbaden auf ihren Picknickstühlen niedergelassen, daß man sich einfach dazu setzen möchte. Die hübsch rot-weiß gestreiften Stühlchen wären wohl groß genug. Und dann die „Vier Farben der Menschheit“ von Djorna Biswas. Oder die Arbeit von Marikke Heinz-Hoek oder ...oder...oder. Nie und nimmer hätte das alles in diesen einen Raum gepaßt — höchstens in ein ganzes Museum.

Nicht nur aus Platzgründen haben die AusstellerInnen ihre Exponate dermaßen verkleinert. Das hat viel mehr System und beweist eine ausgezeichnete Kenntnis von der menschlichen Psyche. Bei dem BBK kalkuliert man nämlich mit der Neugier der BetrachterInnen — und mit dieser Sucht nach mehr, die jede Schlüsselloch-GuckerIn kennt. Die soll die BesucherInnen in die Ateliers treiben. Denn nur dort gibt es die originalen Arbeiten zu sehen. Eine Woche lang stehen die Ateliers dafür offen — offener als sonst.

Eigens zu diesem Zweck werden neben der Ausstellung auch Führungen zu den Ateliers angeboten. Bis zu dreizehn Ateliers pro Stadtteil, an jedem Wochentag ein anderer, können in der Begleitung von KünstlerInnen besucht werden. OFFENE ATELIERS eben, eine Woche lang, bis zum 15. Mai. ede

Eröffnung: Samstag 8.5. um 20 Uhr im Ostertorsteinweg 4 — 5, anschließend täglich von 17 — 19 Uhr. Erste Führung in Worpswede am Sonntag, 15 Uhr. Info: BBK-Büro 50 04 22