Spanisch ist meine verrückte Sprache

■ Rosa Lubia Falk Garcia (Guatemala) liest auf spanisch und deutsch im Ortsamt Mitte

„Es wird ein Fest der Träume stattfinden: Alle meine Träume treffen sich dort, die Träume hier in der Fremde und diejenigen, die ich vor 19 Frühlingen auf der anderen Seite des Meeres träumte. Jeder der Träume ist anders gekleidet und hat seine besondere Art, sich zu benehmen. Sie kritisieren sich gegenseitig und tauschen ihre Erfahrungen aus.“ — Mehr will Rosa Lubia Falk Garcia nicht verraten.

„Tanz der Träume“ ist ein unveröffentlichter Text der guatemaltekischen Dichterin, den sie heute abend im Ortsamt Mitte lesen wird — im Rahmen einer Lesungsreihe der autonomen Frauengruppe „De Colores“ mit nichtdeutschen Autorinnen.

Rosa Lubia Falk Garcia ist die dritte in der Reihe; sie ist vor 19 Jahren aus Guatemala nach Deutschland gekommen und lebt seither in Bremen.

Das Fest ihrer Träume hat die Dichterin auf spanisch geschrieben: „Es gefällt mir, in meiner Muttersprache erzähle ich viel Verrücktes, arbeite mit Phantasie, spiele mit Farben, Worten und mit mir selbst. Das kann mir niemand wegnehmen.“

Rosa Lubia Falk Garcia blickt unendlich weit in die Ferne. Als sie

hier Frau

mit ihrem deutschen Ehemann damals nach Deutschland gekommen ist, wollte sie eigentlich nur ein Jahr hier bleiben. Wegen ihrer drei Kinder, die sie seither alleine großgezogen hat, ist sie bis heute nicht zurückgekehrt, sondern hat sich für die „Heimat ihrer Kinder“, die

nicht die ihre ist, entschieden.

Oft ist Rosa Lubia Falk Garcia während der langen Zeit in der Fremde verletzt worden; das hat die zarte Frau mit der warmen Ausstrahlung dazu gebracht, ihr Schweigen zu brechen — auf deutsch. „Schatten in dem Land der Weißen“ heißt ihr bereits veröffentlichter Gedichtband, in dem sie über die Dinge schreibt, die ihr Schmerz bereitet haben.

Trocken und zynisch prangert sie Diskriminierung und Rassismus an, hinterfragt und beklagt falsche Komplimente und Solidarität: „Künstliche Wärme, Heizung anstatt Feuer. Ich schließe die Augen.“

Um gegen diese unglaubliche Kälte anzutreten: Die Sozialpädagogin arbeitet seit drei Jahren für die Hamburger Organisation Frauen-Anstiftung e.V., betreut Projekte in Asien, Afrika und Lateinamerika und engagiert sich in Bremen in verschiedenen Frauengruppen gegen Rassismus, unter anderem bei „De Colores“.

Und hat daneben immer wieder das Bedürfnis, sich mit anderen lateinamerikanischen Frauen auszutauschen. Gemeinsam planen sie eine Sammlung mündlich überlieferter Märchen. Hier fühlt sich die Autorin zu Hause; auch der „Tanz der Träume“ ist für sie ein „Märchen in Prosa“. Zu welchem sie ihre Alpträume nicht eingeladen hat. „Ich bin nicht mehr ängstlich, doch freudig und stolz.“

Silvia Plahl

Ortsamt Mitte, Am Dobben 91, 20 Uhr