Lokalkoloratur

LOKALKOLORATUR

Eine Rollschuhbahn für seinen Affen hat er nicht bestellt. Hat er nämlich nicht. Mit kulinarischen Spezialforderungen hat er den Konzertveranstalter auch nicht genervt. Weil er sich vorwiegend flüssig ernährt (Jack Daniels, Chivas und so). Auch seinen Arzt hat er in Amerika gelassen. Obwohl er unter Fettleibigkeit, Haarausfall und Abzessen leidet. Aber seinen Junior und seine Gattin Barbara (die weiß ich wievielte) hat er dabei. Die „lebende Legende“, „the voice“, „die Kühlerfigur des amerikanischen Showbusiness“, usw, etc. pp. — nennen wir ihn einfach Frank Sinatra.

Heute soll es Hamburg beglücken, das „wunderbare Wrack“. 77 Jahre alt, 95 Kilo schwer, 1,67 Zentimeter im Quadrat, hüftlahm, der Blick eines verfetteten Cockerspaniels, mit Hörgerät und 60 Perücken. Einfach hääärlich, sagt unser gänzlich verkitschter Organismus. Der sich im übrigen einer schweren Erblast grämt. Läßt er sich doch aufgrund frühkindlicher Dauerberieselung auch in keiner noch so unpassenden Situation zurückhalten, bei Frankies Songs lauthals mitzugrölen. Ein geradezu neurotischer Reflex. Dem vermutlich nur mit einer Schock- Therapie beizukommen ist. Was wäre da besser geeignet als jene Abschieds-Gala (die weiß ich wievielte). Zu der sich der Sängerknabe aus Köln mit einem Privatjet nach Fuhlsbüttel einfliegen läßt, von wo ihn dann ein Hubschrauber zum Flottbeker Derby- Platz bringt. Wo ihn etwa 12 000 weitere verkitschte Organismen und ein Gewitterregen erwarten werden. Da muß er durch, sagt der Veranstalter. Ein Zurück gibt's nicht. Auch für uns nicht. Für andere ja, denn die können noch überlegen, ob sie Karten für 350 Mark pro Stück kaufen wollen. Wir singen uns derweil schon warm — schubidubidu. sako