Mit allen Sinnen auf Empfang eingestellt

■ In der Kindermuseum-Sonderausstellung entdecken die Jüngsten sehend, hörend, riechend und tastend ihre Welt

-Sonderausstellung entdecken die Jüngsten sehend, hörend, riechend und tastend ihre Welt

Langsam bildet sich die riesige Seifenblase, während die zwölfjährige Miriam durch einen Gummiring pustet, der fast dreimal so groß ist wie ihr Kopf. Es ist der Seifenblasenelefant eines Nürnberger Künstlers, aus dem Miriam das quallige Gebilde hervorzaubert.

Gleichzeitig schnuppert der vierjährige Sven verzückt an einem Duftbaum. In gläserne Flakons sind ätherische Öle wie Jasmin, Salbei oder Rosmarin gefüllt. Die Gefäße sind an einem eisernen Gerüst befestigt. Der Clou an dem Duftbaum: Sven mußte sich nicht recken oder hochheben lassen, um zu erfahren, wie die verschiedenen Flüssigkeiten riechen. Die Fläschchen hängen in seiner Nasenhöhe.

Seifenblasenelefant und Duftbaum sind Kostproben einer zehntägigen Ausstellung des Hamburger Vereins „Kindermuseum“, die gestern in der Finanzbehörde am Gänsemarkt eröffnet wurde. „Wir wollen, daß Hamburg endlich ein Kindermuseum bekommt“, sagte Vereinsvorsitzende Margit Reinert bei der Eröffnung. „Kinder einer Großstadt bekommen ihre Informationen fast nur aus zweiter Hand, wie dem Fernsehen, Telefon und Lehrbüchern.“ Um die Welt zu erleben, muß sie jedoch mit allen Sinnen ertastet, erfühlt und gesehen werden, so Margit Reichert.

Dazu haben die kleinen und großen Besucher reichlich Gelegenheit. Die Hände sind zum Beispiel das Wichtigste, um sich in der Dunkelheit des mit Plastik und Stoff umspannten Fühlturms zurechtfinden zu können. Die Kleinmenschen müssen sich an der mit Rinde und gummiartigen Knubbeln ausgekleideten Wand entlangtasten. Derweil werden die Ohren gespitzt, um die Geräusche von draußen zu erkennen.

Dort steht ein großes Xylophon, auf dem mit stabilen Klöppeln die schönsten Töne erzeugt werden können. Die physikalische Welt wird mit zahlreichen experimentellen Anordnungen wie dem chaotischen Magnetpendel erklärt. Mehr zum Knuddeln und Drücken sind die Quetschbälle, die vor allem fünf- bis siebenjährige Besucher mit Begeisterung aus Luftballons und feinkörnigem Sand selbst herstellen. Zum gesunden Schmecken stehen allerlei Müslizutaten bereit.

Hamburg hätte gute Chancen, daß erste Kindermuseum Deutschlands aufzubauen, wenn geeignete Räumlichkeiten vorhanden wären: „Ideen gibt es schon genug. Von der Architektenkammer zum Bei-

1spiel zu Stadtplanung und Wohnen. Dabei können Kinder mithelfen, durch Höhlen bauen und Straßen entwerfen“, sagt die Vereinsfrau.

In Amerika gibt es mittlerweile

1mehr als 200 Kindermuseen. Auf Fotowänden sind in der Hamburger Ausstellung Arbeiten der Amerikaner dokumentiert. Als ständiges Freizeitangebot habe es sich be-

1währt, sagt Margit Reinert: „An so einem verregneten grauen Wochenende ist das ein Ort, wo die ganze Familie hingehen kann“. K. Wienefeld