Braune Soße im Bauer-Verlag

■ Praline-Chef hetzt gegen Ausländer, Verlag schweigt    von Uli Exner

Es hat lange gedauert, aber nun wehren sie sich. Zahlreiche Mitarbeiter des Hamburger Heinrich-Bauer-Verlags wollen heute um zwölf Uhr gegen rassistische Schreibtischtäter in ihrem Betrieb demonstrieren. Anlaß ist ein Artikel des Praline-Chefredakteurs Jürgen Köpcke, der kurz nach den Solinger Morden in einem Artikel gefordert hatte: „Daß sich umgehend was ändert, das wollen wir Bürger jetzt ruck, zuck vor der eigenen Haustür sehen, wo die vielen Asylantenunterkünfte bitte zügigst geleert, gesäubert und für deutsche Zwecke umgewidmet und umgebaut werden!“

Unter der Überschrift „Jetzt wollen wir Taten sehen, Schein-Asylanten ab nach Hause, aber schnell,“ hatte Köpcke am 3. Juni jede Menge braune Soße in sein Busenblatt (Auflage rund 600.000 Exemplare) gegossen, die üblichen Diskriminierungen über „Scheinasylanten“ und ihre „autonomen Schutztruppen“ zu Papier gebracht und sich zur Änderung des Grundgesetzartikel 16 wie folgt geäußert: „Es wurde höchste Zeit, daß unsere Volksvertreter doch noch - mit Mehrheit begriffen haben, daß sie Deutschland und die Deutschen verraten hätten, wenn sie den Scheinasylanten-Skandal hätten weitergehen lassen.“

Das war dann doch ein bißchen viel, wenigstens für einige Mitarbeiter und Betriebsratsmitglieder des Bauer-Verlags, die die Köpckeschen Hetzkommentare schon seit Jahren ertragen hatten. In einem Offenen Brief an Verleger Heinz Bauer schreiben sie: „Wir sind empört darüber, daß dies möglich ist. Durch unsere Arbeit entsteht diese Zeitschrift. Mit Ihrem Geld wird sie gedruckt und verbreitet. Wir appellieren an Ihre Verantwortung als Verleger: Stoppen Sie Chefredakteur Köpcke!“

Bisher hat Verleger Bauer, immerhin Chef des größten bundesdeutschen Zeitschriftenverlags, auf diesen Brief nicht geantwortet. „Es gibt keine Stellungnahme“, erklärte gestern der ausgesprochen wortkarge Verlagssprecher Köster auf Anfrage der taz, „wenn Sie Fragen haben, schicken Sie sie uns bitte schriftlich zu.“ Der Versuch, eine Stellungnahme von Praline-Chefredakteur Köpcke zu erhalten, scheiterte entsprechend. Sobald der Anlaß der Recherche genannt wird, verweist Köpckes Büro an die Presseabteilung des Hauses, wo es dann wieder heißt: „Keine Auskunft.“

Wie im Hause Bauer mit Artikeln a la Köpcke umgegangen wird, hatte ein Vertreter der Chefetage bereits auf der letzten Betriebsversammlung der Bauer-eigenen Anzeigen + Marketing KG kundgetan. Gedruckt und geschrieben würde im Hause Bauer nur das, was sich auch verkaufen lasse. „Ist dies,“ so fragt sich die Betriebsgruppe der IG Medien jetzt, „ein Freifahrschein für die Verbreitung rechtsradikalen und rassistischen Gedankenguts?“

Für die Unterzeichner des Offenen Briefes kommt Köpckes Artikel jedenfalls „dem Aufruf gleich, weiterhin Anschläge auf Flüchtlingsheime zu machen“.

15 Mahnminuten gegen Rassismus, heute zwölf Uhr vor dem Verlagsgebäude, Burchardtstraße 11.