Abenteuer Huchting

■ Sparversuch: Dezentrale ÖPNV-Organisation

Abenteuer Huchting

Sparversuch: Dezentrale ÖPNV-Organisation

In den Bussen und Straßenbahnen von Huchting soll in Zukunft der Nachbar hinter dem Steuer sitzen und der Patenonkel die Schwarzfahrer jagen. Mit einem einjährigen Versuch „Modell Huchting“ will die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) ihren Betrieb dezentralisieren, verstärkt einheimische Bedienstete in Huchting einsetzen, mehr Kompetenzen an die FahrerInnen geben und kundenfreundlicher werden, erklärte gestern BSAG-Vorstandsmitglied Hubert Resch.

Die BSAG entdeckt das japanische Konzept des „lean management“: Ab Oktober soll der öffentliche Nahverkehr in Huchting von den dortigen 130 MitarbeiterInnen, dem „Team Huchting“, weitestgehend in Eigenregie abgewickelt werden. Statt der Trennung von Fahr- und Innendienst wid jetzt rotiert. Allerdings gebe es „keine Rose ohne Dornen“: Die BusfahrerInnen sollen für ihre Wagen mehr Verantwortung übernehmen und müssen abends beispielsweise ihre Busse selbst reinigen. Trotzdem „ist die Resonanz bei den Kollegen positiv“, meint Betriebsrat Mathias Henkel, Leiter des Versuches in Huchting. Das „Abenteuer Huchting“ soll bei guten Ergebnissen in drei bis vier Jahren auf ganz Bremen übertragen werden.

Für den Betrieb der Staßenbahnen und Busse in Huchting soll es keine Veränderungen geben: nur das Personal soll stärker präsent sein. Neben Fahrdienst steht Fahrgastdienst auf dem Dienstplan, um die Sicherheit der Passagiere zu erhöhen. Oberstes Ziel der Aktion: das Fahrgastaufkommen steigern.

170.000 Mark kann die BSAG damit sparen, meint Resch. „Natürlich ist das Rationalisierung, aber wir setzen den Hebel eher in der mittleren Ebene, in der Verwaltung, an“, sagt Henkel; niemand werde entlassen. Neben dem Zwang zum Sparen sitzt der BSAG vor allem die Angst vor 1995 im Nacken: dann ist der Markt des Personennahverkehrs laut EG-Recht offen für private Anbieter. Und da will die BSAG wettbewerbsfähig sein. bpo