: In rathausgemäßer Antragsform
■ Jugendparlamentarier debattierten im Rathaus n von Robin Meyer-Lucht
Wenn ich das hier so sehe, ist Politik gar nicht so schwer!“ Die 15jährige Natascha Rahedi, Schulsprecherin der Realschule Am Redder und eine von 75 Teilnehmern bei „Jugend im Parlament“, war hocherfreut: Drei Tage lang gehörte das Bürgerschaftsplenum den vehement debattierenden Jugendlichen.
Am Dienstag begannen die Jugend-Parlamentarier mit einer Aktuellen Stunde zu Asyl und Rechtsradikalismus. Die große Mehrheit lehnte die Änderung des Artikel 16 ab. Danach wurden sieben Ausschüsse zu den Themen Verkehr, Ausländer, Medien, Drogen, Schule, Gewalt und politische Mitbestimmung gebildet. Mit Unterstützung von Referenten erarbeiteten die Gruppen innerhalb von zwei Tagen ihre Forderungen und gossen sie fein säuberlich in rathausgemäße Antragsform. Der Verkehrsausschuß etwa entwarf ein neues HVV-Streckennetz und die Medien-Experten forderten „eine längere Nachrichten-Pflicht für Privatsender.“
Gestern wurden die Vorlagen dann in der Bürgerschaft diskutiert. Die „echten“ Abgeordneten waren überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit die Parlamentarischen Geschäftsordnungs-Riten genutzt wurden.
Dies war vor allem der souveränen Parlaments-Präsidentin Katherina Rudolf zu verdanken, die das „Antrag-Zwischenfrage-Spiel“ perfekt beherrschte. Wenig Sorgen bereitete den Jugend-Parlamentariern auch ihre demokratische Legitimation. „Die Bügerschaft ist mindestens genauso zufällig zusammengewürfelt“, meinte Andreas Kobs, und Organisator Boris Lotze sagte: „Hier sind alle vertreten, von Jung-Yuppies bis zu Links-Intellektuellen.“
Angemeldet hatten sich die Jugendlichen bei SchülerInnenkammer und Landesjugendring. Ihre Motivation bestand zumeist aus einer Mischung aus Neugier und dem Willen, politisch etwas zu verändern.
Doch Volker Malze (20) war enttäuscht: „Die wollen uns zeigen 'Politik ist schön', weil jeden Morgen frische Getränke auf dem Tisch stehen.“ Dagegen empfand die Medizin-Studentin Sinje Sperber (21) das Jugendparlament als Erfolg: „Für mich war es ein Anstoß, politisch weiter zu arbeiten.“
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