FU-Leitung deutet härteres Vorgehen an

■ FU-Proteste weiten sich aus: Auch Juristen und Ökonomen streiken

Knapp drei Wochen nach Beginn der Besetzungsaktionen hat sich die Protestbewegung gegen Sparpläne und Studienzeitbegrenzungen auf die meisten größeren Fachbereiche der FU ausgeweitet. Hinzugekommen sind die JuristInnen und WirtschaftswissenschaftlerInnen, die am Donnerstag Vollversammlungen hatten. Die „Juris“ wollen ab heute in den Lehrveranstaltungen über Hochschulpolitik diskutieren und am Mittwoch einen Warnstreik- und Aktionstag veranstalten. Bei den WirtschaftlerInnen soll bis Mittwoch gestreikt werden, am Donnerstag ist Aktionstag.

Neu besetzt ist das Geographie- Institut. Soziologie und Latein- Amerika-Institut haben ihren Streik für unbefristet erklärt. Anders sieht es bei den EthnologInnen aus. Sie schlossen sich den MedizinerInnen an und unterbrachen den Streik. In beiden Fällen soll aber weiter besetzt werden.

Die Uni-Leitung geht jetzt schärfer gegen die Proteste vor. Im Physiologie-Gebäude der Medizin wurde nach Meldung der beim AStA-FU angesiedelten „Studentischen Presse-Agentur“ der Wachschutz verdoppelt. Er soll wichtige Türen verschließen und die Streikenden an der Benutzung bestimmter Telefone hindern. Der amtliche FU-Pressedienst verbreitete einen Aufruf des Fachbereichsrates der Politologie (OSI), in dem dieser ankündigte, sich „rechtswidrigen Begleitaktionen des Streiks entgegenzustellen“ und alle Studierenden des Fachbereichs zur Teilnahme an der heutigen Vollversammlung aufforderte. Dort wird über die Fortsetzung des Streiks abgestimmt.

Am Psychologischen Institut ergab die Auszählung einer Urabstimmung, daß niemand von den Fachbereichsangehörigen für die Neustrukturierung stimmte. Diese sieht die Zusammenlegung mit dem konservativer orientierten Institut für Psychologie vor.

Auf der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses vor den Ferien versuchte Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) die geplanten Zwangsmaßnahmen gegen Langzeitstudierende zu begründen: „Der deutsche Akademiker ist der älteste Berufsanfänger der Welt.“ Sibylle Volkholz (B90/ Grüne) entgegnete, daß ein Kapazitätsabbau die Betreuung verschlechtere und somit die Studienzeiten gerade nicht verkürze.

Für kommenden Mittwoch laden die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die ASten der Hochschulen zum „Bildungszipfel“ ein, einer hochschulpolitischen Konferenz, bei der die verschiedenen Gruppen ihre Erfahrungen und Konzepte für eine neue Hochschulpolitik austauschen wollen. Themen wie Studienstrukturreform, soziale Situation der Studierenden und Frauen an der Hochschule werden in Arbeitsgruppen behandelt. Matthias Fink