Zwei Tote bei Brand in Kreuzberger Wohnhaus

■ Keller unter kurdischem Restaurant brannten aus / Rassistischer Anschlag?

Eine 29jährige Frau und ihr zweijähriger Sohn starben in der Nacht von Freitag auf Samstag an den Folgen einer Rauchvergiftung infolge eines Brandes in der Blücherstraße in Kreuzberg. Das Feuer im Keller des Hinterhauses war gegen 2.30 Uhr von einer Hausbewohnerin bemerkt worden, die daraufhin die Feuerwehr alarmierte. Die Mutter, die mit ihrem Sohn im vierten Stock des Hauses wohnte, konnte nur noch tot geborgen werden, das Kind verstarb wenig später im Krankenhaus. Die anderen BewohnerInnen konnten mit sogenannten „Fluchthauben“ aus ihren Wohnungen gerettet werden. Die starke Rauchentwicklung hatte das Treppenhaus schnell unpassierbar werden lassen. Der Brand war erst gegen 5.30 Uhr gelöscht.

Die Ermittlungen der Polizei dauerten gestern an. Ein Polizeisprecher gab sich hinsichtlich der Brandursache äußerst zugeknöpft. Doch vieles deutet auf eine Brandstiftung hin. Ein Bewohner des Hauses berichtete der taz, in den beiden abgebrannten Kellerräumen habe er „einen Berg alter Klamotten gesehen, die da vor kurzem noch nicht waren“. Leicht entzündliche Materialien haben sich nach Aussagen mehrerer BewohnerInnen in dem Keller nicht befunden. Sowohl Haus- als auch Kellertür sollen nicht abgeschlossen gewesen sein.

Die Kellerräume befinden sich direkt unter einem kurdischen Restaurant, das erst vor drei Monaten eröffnet hatte. Der Fußboden des hinteren Teils des Restaurants wurde durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen. Für einen Brandanschlag mit rassistischem Hintergrund spricht, daß Unbekannte erst vor wenigen Tagen ein Hakenkreuz auf den Boden vor dem Haus gesprüht hatten. In dem Haus wohnen ansonsten fast nur Deutsche.

Sowohl der Inhaber des Restaurants als auch mehrere BewohnerInnen betonten das gutnachbarschaftliche Verhältnis. Es gebe in der Gegend jedoch auch „Leute, die den Republikanern nahestehen“. Auf einer Mieterversammlung gestern abend wollten die Betroffenen über Schutzmaßnahmen diskutieren.

Nach Aussagen verschiedener BewohnerInnen hatte es in den vergangenen Monaten in den Nachbarhäusern mehrere Brandstiftungen mit unklarem Hintergrund gegeben. Einmal habe ein Keller im Nachbarhaus gebrannt, ein anderes Mal ein benachbartes Teppichgroßlager. Im Vorderhaus schließlich sei kürzlich eine Couch und Autoreifen in Brand gesetzt worden. Ulrich Jonas