piwik no script img

Jeder muß sich erst „entlauben“

Bad Segeberg (dpa/taz) – 180 Männer aus ganz Deutschland versuchten fünf Tage unter dem Motto „Väter finden – Brüder werden“ ein neues Selbstbewußtsein zu entwickeln. In der evangelischen Akademie Nordelbien in Bad Segeberg trommelten sie sich stundenlang den Frust aus dem Leib, weinten, lachten und streichelten sich gegenseitig, weil „man stark ist, wenn man zeigen kann, daß man schwach ist“. Die Männer in Bad Segeberg machten völlig neue Erfahrungen und mußten viele Hemmschwellen überwinden. Sie legten sich auf den Boden und wurden von anderen Männern gestreichelt. Dort, wo sie verletzt worden waren im Laufe ihres Lebens, wurden rote Streifen plaziert, und andere Männer mußten sie dort berühren. Ein Teilnehmer: „Es gab viele Tränen, aber es wurden auch viele Wunden geheilt.“ Der amerikanische Franziskanerpater Richard Rohr meinte, der Feminismus habe von der neuen Männerbewegung nichts zu befürchten. Es gehe darum, daß sich die Männer selbst entdecken. Jeder müsse sich allerdings erst einmal „entlauben“, um mit Zärtlichkeiten zu sich zu finden. Am Ende der Tagung warnte der Pater seine rotgestreiften Freunde: „Wenn Sie nach Hause kommen, wollen Ihre Frauen genau wissen, was Sie getan haben und was passiert ist. Seien Sie sehr vorsichtig, was Sie sagen, die Frauen begreifen das wahrscheinlich sowieso nicht.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen