Warnung vor weiteren Atomwaffentests

■ Gorbatschows neues Amt: Präsident des „Grünen Kreuzes“

Genf (taz) – In einem Schreiben an Präsident Clinton hat der sowjetische Ex-Präsident Michail Gorbatschow die USA dringend vor der Wiederaufnahme von Atomwaffentests gewarnt. Der Abrüster wurde am Wochenende in Genf zum Präsidenten des neugeschaffenen „Grünen Kreuzes“ gekürt.

Weitere Atomwaffenversuche der USA würden „die Bemühungen um eine Nichtweiterverbreitung dieser Massenvernichtungsmittel untergraben“, heißt es in dem Brief an Clinton. Dieser steht unter dem Druck des Pentagons, des Energieministeriums sowie einflußreicher Abgeordneter, das seit Oktober '92 geltende Testmoratorium zu beenden. Dann wären nach einem Kongreßbeschluß 15 weitere Tests bis Ende 1996 möglich. Für die Zeit danach befürwortet die US-Atomwaffenlobby lediglich die Vereinbarung einer Reduzierung der erlaubten Explosionsstärken von heute maximal 150 auf eine Kilotonne. Das wäre ausreichend für die sich in Entwicklung befindlichen neuen Miniatomwaffen der USA.

Sollte sich Clinton diesem Druck beugen, würden sich Staaten wie die Urkraine „ermutigt fühlen, dem Atomwaffensperrvertrag nicht beizutreten“, warnt Gorbatschow. Er wiederholte den bereits zu seinen Zeiten als Sowjet- Präsident gemachten Vorschlag, daß alle Atomwaffenstaaten ihr Arsenal der UNO offenlegen sollten.

Das am Wochenende in Genf offiziell begründete internationale Grünen Kreuz soll nach den Vorstellungen seiner Initiatoren eine Rolle als Umweltfeuerwehr spielen, ähnlich dem Roten Kreuz im humanitären Bereich. Gorbatschow benannte die Aufgabe der Organisation, der er nun vorsteht, als „Tam-Tam im Urwald“. Auch nach monatelangen Diskussionen ungeklärt ist allerdings, in welchem Verhältnis das Grüne Kreuz zum ebenfalls in Genf ansässigen Umweltprogramm der UNO (UNEP) sowie zu privaten internationalen Organisationen wie Greenpeace stehen soll. Die seit Lancierung der Grünkreuz-Idee vor über einem Jahr erhobenen Bedenken, hier werde lediglich eine neue, mit einigen bekannten Namen geschmückte Bürokratie entstehen, die Koordinierungsprobleme zwischen verschiedenen Organisationen noch weiter verschärft, sind nicht verstummt. Auch die Finanzierung der neuen Organisation ist nach wie vor nicht geklärt. Andreas Zumach