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Jäger und Sammler der Alternativszene

■ Zwanzig Jahre „ID“: Vom „Projekt Gedächtnis“ bis zum „Projekt Alltag“

Frankfurt/Main (taz) – Im Frühsommer 1973 erschien die erste Ausgabe einer „Sozialistischen Presseagentur“, die kurz darauf in „Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten“ umbenannt wurde – kurz und griffig „ID“ genannt. Der „ID“ war das bundesweit erste alternative Wochenblatt mit Berichten von der Bauplatzbesetzung in Wyhl bis hin zu internen Informationen aus der nicaraguanischen Befreiungsbewegung.

Jäger und Sammler waren die Männer und Frauen vom „ID“ mit ihrem „Projekt Gedächtnis“. Ihr einzigartiges Archiv mit den legalen, halblegalen und illegalen Publikationen der Szene übernahm Mitte der 80er das international renommierte Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG) samt den zwei Archivaren.

Heute archiviert der „ID“ in Frankfurt noch immer fortlaufend rund 140 Zeitungen und Zeitschriften – von der euzkadischen Monatszeitung Hika bis zur „taz“, sowie Ton- und Videokassetten aus dem „alternativen Bereich“. Neben dem „Projekt Dokumentation“ gibt es beim neuen „ID“ ein „Projekt Alltag“, mit dem einzelnen oder Bevölkerungsgruppen, die nicht über eine straffe Organisation oder eine Pressestelle verfügung, Zugang zu den etablierten Medien verschafft werden soll. Am Sonnabend jedenfalls wurde in der Hamburger Allee 45 der 20. Geburtstag ordentlich gefeiert. Schließlich lebt er noch, der „ID“, während die anderen Alternativprojekte in der einst legendären Hamburger 45 – „Pflasterstrand“ und „Druckladen“ – längst das Zeitliche gesegnet haben. Kpk

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