Ein Dorf steht kopf

■  Ein kleiner Ort im Kreis Ostholstein gibt vor, der älteste im Lande zu sein / Wann meldet sich die Konkurrenz?

Feiern können sie, die 450 Einwohner Zarnekaus (Kreis Ostholstein), des angeblich ältesten Dorfes in Schleswig-Holstein. Zumindest behaupten sie es. Die Kenntnis, daß ihre Gemeinde in diesem Jahr 850 Jahre alt geworden ist, verdanken die Zarnekauer ihrem inzwischen verstorbenen Heimatforscher Heinrich Sach. Der ermittelte, daß 1143 vier holländische Siedler in den zuvor von Slawen gegründeten Ort gezogen waren, nachdem 1138 das heutige Ostholstein unter deutsche Herrschaft gekommen war. (Unklar ist einstweilen, wieviele „älteste Dörfer“ es noch im Lande gibt.)

Auch der Name des Dorfes dürfte slawischen Ursprungs sein. Scernekowe hieß es im 12. Jahrhundert, was aus dem altpolabischen mit „schwarzer“ oder „dunkler See“ übersetzt werden kann. Ferner legt die typische Form eines Runddorfes mit „wunderschönen alten Bauernkaten“, so die Zarnekauer, Zeugnis ab für eine Siedlungskultur im ehemaligen Grenzraum zwischen Slawen und Germanen. Und es gibt eine Sage: In Zarnekau soll eine Opferstätte der Slawen für den „schwarzen Gott“ Szernebock gewesen sein. Dessen „goldene Statue“ soll nach Anbruch der deutschen Herrschaft im Zarnekauer See versenkt worden sein, wo sie angeblich heute noch ruht.

Die Geschichte ihres uralten Dorfes wollen die heutigen Bewohner vom 25. bis 27. Juni bei ihren Jubiläumsfeiern wachrufen. So ist unter anderem eine Modenschau mit Kostümen aus verschiedenen Jahrhunderten geplant, und nach historischen Vorlagen soll eine nachgebaute Statue des slawischen Gottes präsentiert werden. Organisiert werden die Feierlichkeiten – wie auf dem Lande üblich – vom größten „Verein“ des Dorfes, der Freiwilligen Feuerwehr. Gefeiert wird in einer von einem Landwirt zur Verfügung gestellten großen Scheune (nicht zu fassen – d. Redaktör).

Ein Höhepunkt: ein „Bayerischer Festball“ mit einer aus dem oberpfälzischen Pertolzhofen anreisenden Blaskapelle „Edelweiß“. Ein freundschaftlicher Kontakt zwischen den Bewohnern der beiden Dörfer mit regelmäßigen Besuchen der Zarnekauer in Pertolzhofen und umgekehrt besteht seit mehr als zehn Jahren. Entstanden war er nach der glaubhaften Schilderung eines Zarnekauers durch die zufällige Begegnung zwischen zwei Fernfahrern aus beiden Orten auf einer Raststätte irgendwo in Deutschland.

Diese unglaubliche Geschichte lieferte uns rein zufällig

dpa