Linke Prinzipien

■ Seit 1978 engagiert sich der Buchladen in der Osterstraße für Literatur und Politik

Die Blütezeit linker Buchhandlungen ist Geschichte. Die Orte, wo die Ware Buch noch einer gesellschaftskritischen Prüfung unterzogen wird, werden rarer. Der Buchladen in der Osterstraße ist einer dieser Wenigen, und konnte nun seinen 15. Geburtstag feiern. Im April 1978 wurde er eröffnet.

Wurden anfangs die politischen Buchhandlungen eher ehrenamtlich geführt, ging es in den späten 70ern um die materielle Absicherung, ums Überleben. In den Regalen fanden nun auch Autoren „des aufgeklärten bis aufklärerischen Bürgertums, wie Tucholsky und Heine“ Platz. Heute steht in der Osterstraße ein breites Spektrum von Literatur und Sachbüchern: „Links sind die Dogmatiker die Grenze und rechts Militarismus und Faschismus“, ordnet Mitbegründer Peter Offenborn.

Der ehemalige Politikstudent arbeitet mit drei Kolleginnen und einem Kollegen im Laden, und er ist der Letzte, der von den drei Gründern noch dabei ist. Damals wie heute liegt der Schwerpunkt auf Büchern zu aktuellen Themen. Die Hoffnung, Lesegewohnheiten verändern zu können, hat sich allerdings etwas relativiert. Laufkundschaft verirrt sich selten in den Buchladen im Souterrain, die „gehen lieber bei Karstadt Bücher kaufen“, so eine Kollegin. Die Stammkundschaft indes ist in den letzten Jahren stabil geblieben. Im Schaufenster im U-Bahnhof Osterstraße ziehen aktuelle politische Bücher Blicke an und leiten manchen Schritt in den knapp 50 Quadratmeter großen Laden.

Als Kollektiv sehen sich die vier vom Buchladen nicht, denn „ein Kollektiv ist eine politisch homogene Gruppe“, sagt Peter Offenborn. Trotzdem geht es auch ohne hierarchische Strukturen. Überschüsse fließen in andere Projekte oder in das Bücher- und Zeitschriftenangebot. Mittels dieser Mischkalkulation wird auch das politische Sortiment gepflegt.

Der Alltag? Abwechslungsreich, findet Buchhändlerin Dorothee Danzmann. „Gestern habe ich in einer halben Stunde erst einen Kunden über Bücher zur Zwangsarbeit im Faschismus beraten, dann wollte jemand ein Buch, das man/frau im Kreißsaal vorlesen kann, dann suchte jemand was über Kriegsberichterstattung am Beispiel des Golfkrieges. Hätte nur noch die Frage nach Fachliteratur über Kanarienvögel gefehlt“.

Nikos Theodorakopulos