Häfensenator stur: „Kämpfen Sie woanders“

■ 25.000 Unterschriften gegen Atomtransporte

Einen Koffer voller Protest- Unterschriften bekam gestern Häfensenator Beckmeyer von Greenpeace auf den Tisch gestellt: 25.000 Menschen in Bremen und Bremerhaven sprachen sich darin gegen Atomtransporte durch das Land Bremen aus.

In den vergangenen drei Jahren sind die Atomtransporte über die bremischen Häfen um das Zehnfache gestiegen: Von 23 im Jahr 1989 auf 227 im Jahr 1992. Besonders beunruhigt sind die BremerhavenerInnen, weil hier der hochradioaktive Abfall aus den bundesdeutschen Forschungsreaktoren verschifft wird: 10 Prozent der Wahlberechtigten in der Heimatstadt Beckmeyers haben unterschrieben.

Doch der Senator bleibt stur: Wie schon Bürgermeister Wedemeier in einem Brief an Greenpeace wies auch Uwe Beckmeyer darauf hin, daß der Transport radioaktiver Stoffe Bundesrecht unterliege. Über Transportgenehmigungen entscheide die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig, über die Gefahrenbeurteilung die Atombehörde. Das Land Bremen würde also Bundesrecht brechen, wenn es den Hafen für solche Güter sperrte.

Doch rechtswidrig, so Greenpeace, sei ganz was anderes, nämlich der Export von radioaktivem Material zur Wiederaufbereitung im Ausland. Greenpeace-Atomexperte Roland Hipp erinnerte an die erhöhte Leukämierate um das englische Sellafield.

Lübeck hat es vorexerziert: Die Stadt hat den Umschlag von radioaktivem Material untersagt, „Teilentwidmung“ nennt sich das. Bislang haben die Bundesbehörden dagegen noch nicht geklagt. „Sie könnten den Hafen schließen, wenn Sie politisch nur wollten“, sagte Hipp.

Doch Fehlanzeige. Häfensenator Beckmeyer: „Ich habe ja große Sympathie für Ihren Kampf gegen die Atomindustrie, aber kämpfen Sie doch bitte an einer anderen Stelle.“ In Bremen könne man nur dafür sorgen, daß die Sicherheitskontrollen im Hafen penibel durchgeführt würden. Der Umschlagplatz Bremen werde auch zukünftig sein Scherflein beitragen müssen. Aber das Mekka der Atomindustrie werde Bremerhaven sicher nicht werden.

„Wenn er sich da man nicht täuscht“, sagen die Greenpeace- AktivistInnen: Der Müll aus den kommerziellen Akw Stade, Brunsbüttel und Krümmel wird im Moment zwar noch per Bahn über Bremen, Osnabrück, Koblenz, Trier nach Dünkirchen in Frankreich gefahren und von dort nach Dover verschifft zur Aufarbeitung in Sellafield. Doch die Bevölkerung in Dover und Dünkirchen protestiert immer vehementer dagegen. „Und die Atomlobby sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands“, so die Erfahrung von Greenpeace. Demnächst also Bremen?

Trotz des entmutigenden Gesprächs mit Beckmeyer geben die Greenpeace-AktivistInnen nicht auf: „Dann machen wir eben weiter, bis wir 40 Prozent der Stimmen haben. Außerdem gibt es noch andere Mittel.“ Vor zwei Wochen zum Beispiel haben sie in Bremerhaven symbolisch die Zufahrt zum Containerterminal gesperrt. cis