Zehn Punkte für eine bessere Uni

■ Lehre verbessern / Mehr Didaktik und Beratung / „Freiversuch“ bei Prüfungen

Mit einem 10-Punkte-Plan will die Universität Bremen die Qualität ihrer Lehre verbessern. Demnach soll es mehr Geld geben für die Förderung neuer Lehr- und Lernformen; die Studienberatung soll verstärkt werden, ProfessorInnen und TutorInnen verstärkt didaktisch geschult werden. Außerdem soll die Leistung der ProfessorInnen grundsätzlich bewertet werden. Bei der Magister- und Diplomprüfung soll ein „Freiversuch“ möglich sein.

Einen solchen Beschluß des Akademischen Senats (AS) stellte gestern Jürgen Timm, der Rektor der Bremer Universität, der Landespressekonferenz vor. Das Beste daran: Der Plan soll kein zusätzliches Geld kosten.

In der bundesweiten Diskussion um eine Strukturreform der Hochschulen stehe Bremen gut da, meinte Timm. „Es gibt hier ganz positive Voraussetzungen für eine Strukturreform“, sagte der Rektor. Im Investitionssonderprogramm für Bremen sei über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Milliarde Mark für die „wissenschaftliche Infrastruktur“ vorgesehen; das Geld solle in den Technologiepark der Uni und in andere Projekte der Wirtschaftsförderung gesteckt werden. „Ich sehe nur die Gefahr, daß das Programm im Parteiengezänk untergeht“, sagt Rektor Timm. Eine Strukturreform sei dringend notwendig, weil nach der Öffnung der Hochschulen heute 30 bis 40 Prozent eines Jahrgangs studierten, statt wie früher nur 5 Prozent.

Die Uni Bremen ist eine der am stärksten überlasteten Hochschulen Deutschlands: allein die räumliche Auslastung beträgt nach Angaben des Wissenschaftsrates 200 Prozent.

Die Uni Bremen habe auch deshalb „besondere Chancen, weil wir die Krisendiskussion früh aufgenommen haben.“ Seit 1982, als Timm Rektor wurde, ist die Ausstattung der Uni mit ProfessorInnenstellen fast gleich geblieben, die Zahl der StudentInnen dagegen hat sich verdoppelt. Seit zwei Jahren diskutieren Profs, Studis und Uni-Verwaltung in Bremen über die Probleme. Bei Umfragen von „Stern“, „Spiegel“ und anderen Zeitschriften kommt die Bremer Uni schlecht weg. Nach einem Bericht in der Uni-internen Zeitschrift „Bremer Uni-Schlüssel“ sehen ProfessorInnen die Gründe für die Misere hauptsächlich in strukturellen Problemen; Studierende dagegen kritisieren vor allem die fehlende Motivation der DozentInnen. Der Beschluß des Akademischen Senats setzt nun an beiden Punkten an. Die Strukturen sollen verbessert, aber auch die Motivation der Profs und Studis gehoben werden: Die DozentInnen werden sich über die Beschlüsse zur besseren Finanzierung der Lehre und der Freistellung für ein Semester freuen. Die Studis können den „Freiversuch“ und die Einrichtung von „Studienzentren“ zur besseren Studienorganisation begrüßen.

Die Maßnahmen, so Timm, würden wohl „in Jahresfrist“ umgesetzt. Die Uni wolle beim „Schwarzer-Peter-Spiel“ nicht mitmachen, bei dem zwischen Politik und Wissenschaft die Frage „erst Reform, dann Geld“ oder „erst Geld, dann Reform“ hin- und hergeschoben würden. Bernhard Pötter