Fideles Label

■ Neues Label Fidel Bastro setzt auf den Underground-Sound von „Gastr del Sol“

Hamburg hat ein neues Label, nicht das Kleinste, aber sicherlich eines der Ungewöhnlichsten: „Fidel Bastro“, nur dazu gegründet, die Musik der US-Undergroundband „Bastro“ über den großen Teich zu holen. Mit Erfolg: Jetzt steht der erste Tonträger von Fidel Bastro in den Läden. Unter dem neuen Namen „Gastr del Sol“ debutiert die Bastro-Besetzung mit „The Serpentine Similar“ und mit –im Gegensatz zur Noise-Core der Intelligenzija von „Bastro“ — sehr ruhiger, sparsam instrumentierter Musik, die melancholisch, nie kraftlos, karge Schönheit illustriert. Verkopfte Winkelzüge mit Jazz-Nähe, getaucht und verlangsamt in warmem Wasser, im beseelten Zusammenspiel aus Gitarre und Bass sowie zwei hintergründigen Schlagzeug-Arbeiten. Wolfgang Meinking von „What's so funny about“ (WSFA), Carsten Hellberg von „Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs“ (OZSWMK) sowie Franco und Bernd Kroschewski von der Underground Postille „Heft“, sind noch immer fassungslos über die direkte Umsetzung einer Kneipenidee in die Realität und führen in unbürokratische Labelarbeit ein.

Carsten: Vor einem Jahr im Caspers...

Franco: ...hörten wir gemeinsam unser Bastro-Lieblingslied „Tobacco in the sink“...

Carsten: ...und hatten zuvor in der seriösen Musikpresse gelesen, daß Bastro ohne Label waren. Und wenn die kein Label haben und sich darüber beschweren, daß alle Label scheiße sind, dann machen wir das selbst. Wir haben Grubbs, dem Sänger und Gitarristen, geschrieben und ihm mitgeteilt, daß wir, was immer sie jetzt fabrizieren, gerne in Deutschland herausbringen würden. Dann kam ein Brief zurück, in dem Grubbs darlegte, daß Bastro sich aufgelöst hat und jetzt ein neues Projekt namens „Gastr del Sol“ mit den gleichen Leuten macht. Eine Cassette lag dabei.

taz: Mit Musik, die mit Bastro erstmal wenig zu tun hat.

Carsten: Wir nahmen zunächst an, Schlagzeug, verzerrte Gitarre und Gekreische kämen noch auf einem anderen Tape nach. (grinst)

Franco: Doch die Musik gefiel uns auch so sehr gut.

taz: Nun erlebt Ihr, wie kleine Label vor sich hinvegetieren. Woher nehmt Ihr die Motivation?

Carsten: Wir importieren kleine Quantitäten von Platten unter weitgehender Umgehung von Formalitäten, diese Größenordnungen wären bei inländischen Pressen kaum möglich. Schon gar nicht, die Platte in beiden Formaten, also auch als Vinyl anzubieten. Wir übernehmen von dem neuem Label die Platten zum Herstellungspreis und eine Art Anlaufpunkt für Kontakte.

taz: Wäre die Platte denn sonst nie in Deutschland erschienen?

Carsten: Auch ohne uns hätte man Gastr del Sol als 40,-DM-Import kriegen können, aber wir bieten sie in etwa für die Hälfte an. Wir halten alles klein, ein paar Anzeigen in Fanzines, wenige Bemusterungsexemplare, um im kleinen Rahmen dem Preiserhöhungsspektakel entgegenzuwirken.

taz: Zu Eurem Namen. Eine letzte Fanfare für den Sozialismus?

Bernd: Klar. Der hat ja auch kein Label mehr.

Fragen: Holger In't Veld