Eule mit Schlüssel

■ Die kleine Bremer Wissensbörse vermittelt von Mensch zu Mensch

Ihr Erkennungszeichen ist die Eule, der sie den Bremer Schlüssel angesteckt haben; den Schlüssel zum Tor der Welt, im Fall der Eule wohl auch noch den zur Weisheit. Seit zwei Jahren gibt es sie nun schon, die Bremer Wissensbörse e.V., Umschlagplatz der kleinen und großen Weisheiten, Vermittlerin von Mensch zu Mensch, nichtkommerziell und kostenlos.

Ein ganz normaler Freitag-Vormittag in dem winzigen Büro am Rembertiring 41, der schier überquillt vor Broschüren, Infozetteln an der Wand, an der Tür und selbst im Fenster. „Ich möchte mich gerne in Solarenergie beraten lassen und kann alles Wissenswerte über Schafzucht und —haltung sowie Hüterhundeausbildung weitergeben.“ Rolf Galka betritt mit dem Börsenbrief in der Hand den Raum. Mehrmals im Jahr veröffentlicht die Wissensbörse darin alle eingegangenen Angebote und Anfragen — von der Astrologin, die auf der Suche nach Gleichgesinnten ist, über Computerfreaks und solche, die ihr Gerät bloß verstehen wollen.

Über 500 Angebote und Nachfragen stecken zur Zeit in den Aktenordnern der Bremer Wissensbörse, aus welchen bei Interesse Telefonnummern vermittelt werden. NutzerInnen und AnbieterInnen sind alte wie junge Leute, trotzdem ist es ein besonderes Anliegen des Vereins, die ältere Generation anzusprechen. Niemand braucht dazu Vereinsmitglied zu sein.

Nach Definition der Weltgesundheitsordnung ist die Arbeit der Wissensbörse gesundheitsfördernd, weil aktivierend und fithaltend im Alter, deshalb werden die (minimalsten) Ausgaben des Büros für Miete und Papier vom Ressort für Gesundheit und Soziales finanziert. Bislang, denn im laufenden Geschäftsjahr ist erst ein Drittel des Etats bewilligt worden; mit der Begründung, die „Anschubzahlungen“ der ersten Jahre könnten ja nun eingestellt werden. „Die Monatsmieten Anfang des Jahres hatten wir MitarbeiterInnen der Wissensbörse privat ausgelegt“, so Vorstandsmitglied Siegfried Edelmann lakonisch.

Dabei arbeiten alle zwölf HelferInnen ehrenamtlich. Und engagieren sich oft selbst in verschiedenen Gruppen, vor allem den vielen kleinen Gesprächskreise zum Klönen und Schnacken. Wieder betritt ein neuer Interessent den kleinen Raum: Leonid Abel ist Maschinenbau-Ingenieur und als jüdischer Emigrant aus der Ukraine nach Deutschland gekommen: „Ich möchte gerne jemanden kennenlernen, mit dem ich Deutsch sprechen kann.“ Vor anderthalb Jahren hatte die Bremer Wissensbörse eine Initiative angeleiert, die ausländische StudentInnen und ältere Leute zusammenbrachte — die Idee hat sich bewährt. Helma Oltmanns, aktive Büro-Mitarbeiterin, trifft sich heute noch mit zwei jungen Südkoreanern. Silvia Plahl

Wissensbörse Bremen e.V., Rembertiring 41, Tel. 327910, Öffnungszeiten: Mo 16-18 Uhr, Mi/Fr 10-12 Uhr. Schnuppertreff jeden 1.Sa im Monat 10-13 Uhr