„Ein K.o. ist völlig ungefährlich“

■ Ein Gespräch mit Boxpromoter Klaus-Peter Kohl über seine Passion

Die Rezession im deutschen Profiboxsport ist beendet.Zwei deutsche Faustkämpfer dürfen sich mit dem Titel Weltmeister schmücken. Neben dem Ostdeutschen IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht, Henry Maske, ist noch der für den Hamburger Boxstall von Klaus-Peter Kohl startende Markus Bott im Besitz eines Weltmeistergürtels der WBO im Cruisergewicht. Sonnabend abend wird er seinen Titel in der Alsterdorfer Sporthalle gegen den Argentinier Nestor „Hipolito“ Giovannini verteidigen.

Eine wesentlichen Grund dafür, daß in den deutschen Ringen wieder vor größerem Publikum zugeschlagen wird, ist das Engagement von Promotern wie dem Hamburger Multimillionär Klaus-Peter Kohl.

taz: Herr Kohl, warum engagieren sie sich im Boxsport?

K.P. Kohl: Ich halte Boxen für einen fairen Sport. Zwei Leute gegeneinander. Jeder, der in den Ring steigt, weiß was der andere will, Die Kunst ist nicht getroffen zu werden und selbst zu treffen. Im Geschäftsleben und im privaten Bereich muß man sich schließlich auch irgendwie durchboxen.

taz:Sie halten boxen nicht für brutal?

K.P. Kohl: Die Gesundheit des Boxers muß bei einem Kampf im Vordergrund stehen. Sobald ein Gegner zu überlegen erscheint, sollte man sofort das Handtuch werfen. Außerdem muß jeder Profiboxer in Deutschland bevor er in den Ring steigt eine Computertomographie von seinem Gehirn machen lassen, um das Risiko zu minimieren.

taz: Wenn ein normaler Mensch eine Gehirnerschütterung erleidet, muß er ins Krankenhaus.

K.P. Kohl: Ein K.o-Schlag ist vollkommen ungefährlich. Gefährlich sind die Kopfschutze der Amateurboxer – diese Menge von Schlägen, die diese absorbieren müssen. Profiboxer können die Schläge mit ihrer Muskulatur auffangen.

taz: Hat der deutsche Profiboxsport noch unter dem Schmuddelimage der Nähe zum Kiezmillieu zu leiden?

K.P. Kohl: Das war zu Zeiten als Kiezgrößen wie Wilfried Schulz noch als Veranstalter auftraten, da waren die ersten Reihen immer direkt mit Leuten aus dem Millieu besetzt. Beim Weltmeisterschaftskampf von Markus Bott im März etwa gingen von 400 Karten nur 30 an diese Leute.

Auch meine Boxer haben nichts mit diesem Millieu zu tun. Markus Bott wohnt in einem kleinen Dorf und auch Graciano Rocchigiani, der früher einmal in diese Szene involviert war, hält sich jetzt fern.

taz: Aber bei ihrem letzten Kampftag in der Alsterdorfer Sporthalle, hat mit Maddison jemand aus diesem Millieu einen der Vorkämpfe bestritten.

K.P.Kohl: Der hatte bei den Kämpfen davor immer ein so großes Maul, er hat getönt, Leute wie Bott ohne Probleme wegzuhauen, so daß ich ihm eine Lektion erteilen wollte und ihm einen Probeboxkampf bei meiner nächsten Veranstaltung versprochen habe +– und er hat sich blamiert.

Fragen: Kai Rehländer